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Bürgerinitiative „Rettet den Haidforst“

Pilzexkursion in den Haidforst

Unter dem Titel „Geheimnisvolle Schwammerl im Haidforst – Kurioses, Interessantes, Giftiges und Essbares“ fand am Samstag, den 15. Oktober 2022 in Traunstein eine Pilzführung für Kinder mit Begleitung statt. Wegen der großen Teilnehmerzahl wurden zwei Gruppen gebildet, von denen die eine von Dr. Ute Künkele (Petting) und die andere von Richard Kellner (Siegsdorf) geführt wurde. Beide sind geprüfte Pilzsachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Bürgerinitiative „Wir für den Wald – Klimaschutz in Traunstein“ und dem BUND Naturschutz.

Eine Vielfalt an Pilzen verweist auf eine hohe Artenvielfalt - so kann man die Haupterkenntnis dieser Exkursion zusammenfassen.

Die Teilnehmenden erhielten nach vorheriger genauer Unterweisung die Aufträge, z. B. den kleinsten oder den größten Pilz, ein blaues Schwammerl, einen Röhrling („Pilz mit Schwamm“) oder einen Pilz mit Lamellen zu finden und hatten sichtlich Freude daran, mehr über ihre Funde zu erfahren und diese zu bestimmen.

Um die Pilze zuverlässig zu erkennen, wurde viel gefragt und fleißig geübt. Alle lernten, dass man nur Pilze essen darf, die man hundertprozentig sicher kennt. Gefunden wurden u. a. Lilafarbene Lacktrichterlinge, Speitäublinge und verschiedene Milchlinge. Neben der Farbe und dem Aussehen spielt auch der Geruch der Pilze bei der Bestimmung eine wichtige Rolle. So duftet der – ungenießbare – Marzipan-Fälbling wie Weihnachtsgebäck.

Beide Referenten betonten die Bedeutung der Pilze im Ökosystem Wald, sei es als Symbionten, also als Lieferanten von Wasser und Mineralien für die Bäume, die im Gegenzug den Pilzen Zucker und Sauerstoff liefern, sei es als Saprobionten, die Laub, Nadeln und Holz langfristig in Humus verwandeln – Recycling pur!

Das Regenwetter sorgte für eine angemessen geheimnisvolle, mystische Stimmung im herbstlichen Wald. Am Ende konnten die Teilnehmer farbenfrohe Pilzmischungen mit nach Hause nehmen und sich daraus leckere Gerichte zaubern.


Bund Naturschutz gegen neues Gewerbegebiet im Haidforst!

Im Juli 2017 hat der Traunsteiner Stadtrat beschlossen, ein künftiges Gewerbegebiet im Traunsteiner Norden (Haidforst) auszuweisen und dieses mit einer Verbindungsstraße und einem Kreisverkehr an die B 304 anzuschließen.

Als erstes wird eine Flächennutzungsplanänderungen für den Bau dieser Straße durchgeführt werden. Außerdem soll das Gewerbegebiet bis zur nördlichen Gemarkungsgrenze erweitert werden. Die Kosten für den Straßenbau werden mit 2,2 Mio angegeben.

Als Grund wird vor allem die schwierige und gefährliche Einmündung der Kotzinger Straße in die Wasserburger Straße angegeben.

Der Bund Naturschutz lehnt diese Planungen aus vielen Gründen ab:

  • Mit dem Neubau einer Straße durch den Haidforst und die Anbindung an die B 304 ist die Ausweisung des gesamten Gebietes als Gewerbefläche vorprogrammiert!

  • Der Bedarf für so viele neue Gewerbeflächen ist bisher nicht nachgewiesen, auch die neuen Gewerbeflächen im Süden der Stadt sind bisher nicht alle verkauft. Weiterer unnötiger Flächenverbrauch muss verhindert werden!

  • Es ist zu befürchten, dass das Angebot einer schnellen Verbindung und einer problemlosen Einfahrt in die B 304 durch einen Kreisverkehr den Verkehr (insbesondere den Lkw-Verkehr) auch aus Richtung Nussdorf und Wolkersdorf anziehen wird. Auch die Ansiedelung neuer Gewerbegebiete bringt neuen Verkehr mit sich. Die Folge wäre eine zusätzliche Belastung z.B. von Kotzing.
    Alle Auswirkungen einer neuen Verbindung auf die gesamten Verkehrsströme im Traunsteiner Norden wurden bisher nicht untersucht!

  • Ein großer Teil des gesamten Waldgebietes ist als Naturwaldparzelle geschützt. Schon einmal wurde für die Ausweisung von Gewerbeflächen ein Teil der Naturwaldparzelle geopfert und das Schutzgebiet verschoben. Der Bund Naturschutz befürchtet nun weitere Eingriffe in das Schutzgebiet oder gar die völlige Aufgabe!

  • Der bisher noch zusammenhängende Haidforst dient nicht nur zur Erholung, sondern er ist auch durch die Produktion von kühler und feuchter Frischluft besonders im Sommer wichtig für das Klima im nördlichen Stadtgebiet.

  • Der Traunsteiner Stadtwald ist in den letzten Jahrzehnten in einen wertvollen Mischwald umgewandelt worden, der auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Traunstein ist. Gerade die ebenen und gut zugänglichen Flächen im Norden der Stadt leisten einen wichtigen Beitrag für das Ziel einer insgesamt kostendeckenden Holznutzung. Der Verlust dieser Waldflächen wird den Haushalt des Stadtforstes negativ beeinflussen.

  • Die vom Ingenieurbüro genannten Kosten von 2,2 Millionen hält der Bund Naturschutz für viel zu niedrig. Denn es müssen nicht nur die Straßenbau- und Erschließungskosten berücksichtigt werden, sondern auch die Kosten für den nach dem Waldgesetz notwendigen waldbaulichen Ausgleich. Waldflächen müssen bei Verlust 1:1 ausgeglichen werden, dafür werden wohl weitere Grundstückskäufe notwendig werden.

  • Erste Verkehrszählungen in 2017 haben ergeben, dass etwa 8000 Lkws, Busse und Pkws mit Anhänger den Bahnübergang Empfing pro Woche passieren, insgesamt sind es 38.000 Kraftfahrzeuge pro Woche.
    Diese Verkehrsmenge ist an vielen anderen Kreuzungen in Traunstein ebenfalls zu messen, mit einer verkehrsregelnden Dauerampel könnten hier alle Gefahren und die langen Wartezeiten für Lkw-Fahrer entschärft werden!

  • Verbesserungen für die Zufahrt zur Fa. Schaumeier müssen im Bestand erfolgen (moderate Straßenverbreiterungen, Änderung der Parkregelungen in der Industriestraße und Kotzinger Straße, Bereitstellung von Parkflächen durch die anliegenden Firmen). Der Straßenneubau durch den Haidforst darf nicht die vermeintlich einzige Möglichkeit für die Verbesserung der Verkehrsprobleme sein!


Update März 2017: "Interkommunales Gewerbegebiet Nußdorf / Traunstein" ?

Und wieder werden Begehrlichkeiten wach - unter dem Titel "Interkommunales Gewerbegebiet mit Nußdorf" besteht die Gefahr der Rodung von fast 30 ha Waldfläche, die nach dem Waldfunktionsplan als Erholungswald ausgewiesen ist. Darüberhinaus ist der Haidforst ein wichtiger Frischluftspender für den Norden Traunsteins und wertvoller Lebensraum für Flora und Fauna.

Den Leserbrief unserer Kreisvorsitzenden finden Sie   hier...


Bürgerinitiative "Rettet den Haidforst" besteht weiter

Im Juni 2013 wurde durch Stadtratsbeschluss die geplante Flächennutzungsplanänderung zurückgenommen, das heißt kein Güterterminal und keine Vorratsausweisung für Gewerbe im Haidforst. Für die Bürgerinitiative "Rettet den Haidforst" war dies natürlich ein Grund zum Jubeln, und es stellte sich die Frage, ob die Bürgerinitiative nun aufgelöst werden kann. Es wurde jedoch beschlossen, die BI weiter bestehen zu lassen und sich in dreimonatigem Rhythmus weiter zu treffen.


Bürgerinitiative „Rettet den Haidforst“ am 26. November 2009 gegründet

Werner Siegl als Vorsitzender gewählt - 80 Teilnehmer bei der Gründungsversammlung

Der Widerstand gegen die Änderung des Flächennutzungsplanes im Haidforst, in dem bis zu 29 Hektar des Waldes in ein Gewerbegebiet umgewidmet werden (wir berichteten mehrfach darüber), hat sich am Donnerstag Abend in Traunstein formiert. Im Saal des Brauerei Ausschank Schnitzelbaumer am Taubenmarkt wurde die Bürgerinitiative „Rettet den Haidforst“ gegründet, kurz „pro Haidforst“. Unterstützt wird die Initiative vom Bund Naturschutz, dem Landesbund für Vogelschutz, sowie der Traunsteiner Liste, Bündnis 90/ Die Grünen und der SPD.

Beate Rutkowski, 1. Vorsitzende des Bund Naturschutz, Kreisgruppe Traunstein deren Organisation für die Veranstaltung verantwortlich zeichnete, kritisierte in ihrer einleitenden Rede die „Bevorratung“ der künftigen Gewerbeflächen: „Hier zeigt sich, daß der Bedarf derzeit gar nicht gegeben ist.“ Die Fraktionsvorsitzenden aus dem Traunsteiner Stadtrat, Ingrid Bödecker (SPD), Wilfried Schott (die Grünen) und Dr. Rainer Schenk von der Traunsteiner Liste sowie der 1. Vorsitzende des Landesbund für Vogelschutz Kreisgruppenvorsitzender Frank Weiß gingen in kurzen Stellungnahmen auf ihre Gründe ein, die zur Ablehnung der städtischen Pläne zur umfassenden Ausweisung von Gewerbeflächen im Stadtwald Haidforst geführt hätten. Der Wald sei für das Stadtklima und für die ganze Bevölkerung nötig führte beispielsweise Schott aus. Dr. Schenk suchte eine Balance in der Abwägung der Argumente: „Wenn man ökonomische, ökologische und soziale Belange gleichwertig nebeneinander betrachtet, kann man der Gewerbeausweisung so nicht zustimmen.“ Boedecker wies darauf hin, dass man sich von Seiten der SPD vor Allem auch an der Größe der Umwidmung störe. Man stelle statt der Ausweisung im Traunsteiner Norden Grundstücke in Haslach zur Alternative, da dieser Standort „verkehrstechnisch voll erschlossen sei. Alles Gewerbe möglichst auf einen Punkt zu konzentrieren ist keinesfalls günstig.“

Ruthkowski wies auf die Bedeutung des regionalen Waldes als Wasserspeicher und Filter hin, was gerade in Regionen mit Starkregen von enormer Bedeutung sei. „Wenn wir weitere Flächen versiegeln, geht das Wasser in die Traun.“ Der Haidforst sei „eine der drei grünen Lungen“ neben dem Bürgerwald und Froschham in Kammer.

Anschließend stellte Rutkowski die rechtlichen Formen einer Bürgerinitiative vor: Loser Zusammenschluß oder Verein, verbunden mit umfangreichen gesetzlichen Vorschriften sei die Frage. Man hatte sich schnell für die erste Variante entschieden und mit dem ehemaligen Traunsteiner Stadtrat Werner Siegl aus Wolkersdorf auch gleich den einzigen Kandidaten für den Vorstand parat, der von den anwesenden einstimmig gewählt wurde. Weitere Mitglieder des Arbeitskreises in den bewusst keine Mandatsträger gewählt wurden, sind der Vorstandssprecher der Traunsteiner Grünen Wolfgang Wörner, Rosemarie Berger aus Kotzing, Denis Holl aus Haidforst und der FOS/ BOS-Lehrer Christian Mayer. Das Gremium verstehe sich bewusst als offener Arbeitskreis, das Dritten zur Mitarbeit offen stehe.

Viele Teilnehmer an dem Abend waren auch bei den beiden vor Ort Terminen vor einigen Wochen mit dabei, an denen der Traunsteiner Stadtförster eine Waldbegehung durchführte und sich auch Traunsteins Oberbürgermeister Manfred Kösterke den Fragen der beiden Gruppen stellte. Trotzdem besteht offensichtlich weiterer Gesprächsbedarf wie die umfangreiche anschliessende Diskussion zeigte und in denen die Fragen nach dem langfristigen Bedarf an Gewerbeflächen in Traunstein genauso ein Thema waren, wie der „Wettlauf nach Gewerbesteuerzahlern“unter den angrenzenden Gemeinden. Auch der Verdacht, dass es mit der Ausweisung nicht um eine Gewerbepolitik sondern um „die Sanierung des städtischen Haushalts“ gehe wurde geäußert. Zentrale Fragen beschäftigten sich auch mit der Entscheidung und Notwendigkeit des Nussdorfer Güterterminals.

Siegl führte aus, dass man in der Bürgerinitiative kurzfristig keine weiteren Aktionen plane sondern auf die Aufstellung eines Bebauungsplanes warte. „Wir halten das am Köcheln und zeigen dass wir mit unserem Anliegen da sind.“ Später wolle man aber falls erforderlich alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen. Die ausgegebenen Unterstützerlisten wolle man zu gegebener Zeit Oberbürgermeister Kösterke übergeben. „Und auch die Traunsteiner Stadträte werden wir mit diesen Interessensbekundungen konfrontieren.“

Rutkowski wies zum Abschluss nochmals drauf hin, dass man für die Bürger hier weitere“Aufklärungsarbeiten“ leisten wolle und eine Waldbegehung mit allen Stadträten durchführen wolle.

Zur Homepage der Bürgerinitiative

Erläutern bei der Gründungsversammlung der Bürgerinitiative „Pro Haidforst“ die Waldgrenzen: Beate Rutkowski, 1. Vorsitzende des Bund Naturschutz, Kreisgruppe Traunstein. Links daneben der gewählte Vorsitzende der Initiative Werner Siegl.

Freuten sich über eine erfolgreiche Gründungsversammlung der Bürgerinitiative „Pro Haidforst“: Beate Rutkowski, 1. Vorsitzende des Bund Naturschutz, Kreisgruppe Traunstein. Links daneben der gewählte Vorsitzende der Initiative Werner Siegl.

Der Haidforst

Der Stadtwald Traunstein (insgesamt ca. 530 ha) umfasst neben vielen kleineren Waldflächen vor allem drei große, zusammenhängende Waldbereiche: Haidforst im Norden, Bürgerwald im Südosten und Froschham bei Kammer.

Der Haidforst ist ein wichtiger

  • Erholungswald: Bei jedem Wetter werden Jogger, Spaziergänger, Reiter,Schulklassen etc. im Haidforst angetroffen. In diesem großen und floristisch und faunistisch vielfältigem Gebiet kann man „Wald“ auch stadtnah erleben.
  • Schutzwald für die nördlichen Stadtviertel wie Haidforst und Kotzing: Die Stürme Kyrill (2007) und Paula (2008) haben große Schäden im Haidforst hinterlassen. Ohne die Barrierewirkung dieser großen, zusammenhängenden Waldfläche wären die Schäden in bebautem Gebiet wesentlich größer gewesen.
  • Wirtschaftswald: Die tiefgründigen, nährstoffreichen Böden bewirken ein gutes Holzwachstum, die ebenen Flächen und die gut vernetzten Forstwege ermöglichen eine kostensparende Holzbringung. Aus diesem Grund ist der Haidforst ein wirtschaftliches „Sahnestück“ des Stadtwaldes, mit dem Verlust dieser Flächen ist die insgesamt gewinnbringende Bewirtschaftung des Traunsteiner Stadtwaldes wohl nicht mehr möglich.
  • Wald für Natur-, Arten- und Klimaschutz: Seit Jahrzehnten wird gerade im Haidforst Waldumbau hin zu einer gesunden Mischkultur betrieben. Die Artenvielfalt nicht nur bei den Baumarten, sondern auch in der Strauch- und Krautschicht ist hoch, seltene und z.T. geschützte Tierarten (z.B. Feldermäuse, Dohlen...) haben hier ihren Lebensraum.
    29 ha Waldfläche sind ein wichtiger Teil der „grünen Lunge“ für unsere Stadt und dienen der Sauerstoffproduktion, der CO2-Bindung, als Feinstaubfilter und zum Temperaturausgleich (Kleinklima).

Daneben dient der Haidforst seit vielen Jahren als Versuchsfläche für wissenschaftliche Untersuchungen des Lehrstuhls für Waldwachstumskunde der TU Weihenstephan.