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Natur & Garten

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Die Geschichte vom Pavoldinger Moos

Das Pavoldinger Moor liegt nördlich des Chiemsees in einer Landschaft mit sanften Kuppen und Mulden. Noch heute ist die Kraft der Gletscher der letzten Eiszeit zu bemerken. Auch die frühere Nutzung des Mooses hat Spuren hinterlassen. Wie geht es nun weiter mit diesem wertvollen Schatz?

Umgebung des Pavoldinger Mooses

Nördlich des Chiemsees liegt eine Landschaft, die noch heute von der nachlassenden Kraft der Gletscher und dem abschmelzenden Eis am Ende der letzten Eiszeit erzählt. Die Seen der Eggstätt-Hemhofer Seenplatte und bei Seeon mit ihren Naturschutzgebieten markieren den südwestlichen bzw. nordöstlichen Eckpunkt dieser Eiszerfallslandschaft. Dazwischen liegt ein vielfältiges Mosaik von Bächen, Gräben, einigen kleinen Seen, Nieder- und Hochmooren. Das Pavoldinger Moos liegt in diesem Gebiet, das in einem „BayernNetz Natur“-Projekt zu einer räumlichen Verbindung zwischen den Naturschutzgebieten aufgewertet wurde. Neben dem Vorkommen von Eiszeitreliktarten beeindruckt in dem Gebiet auch die Fülle an Libellen.

Torfabbau im Pavoldinger Moos?

Vergleicht man die Moore an Inn, Chiemsee und Salzach mit den Mooren an Ammer und Loisach und im Allgäu, fällt zunächst auf, dass sie stärker entwässert und für den Torfabbau genutzt wurden. Die Bayerische Moorversuchsanstalt Bernau entwickelte Verfahren zur Umnutzung der Niedermoore in Grünland und der Hochmoore in Fichtenforste. Diese fand auch entlang der Ischler Achen und im Pavoldinger Moos statt. Auch wenn das Pavoldinger Moos von einem industriellen Torfabbau verschont blieb, wurde es intensiv entwässert und die Abbaukanten der zahlreichen ehemaligen Torfstiche sind noch heute gut sichtbar.

Pavoldinger Moos: ein klassisches Hochmoor?

Die Hochmoore an Inn, Salzach und südlich des Chiemsees bieten das vertraute Bild eines Latschenhochmoores, während für die westlich der Isar gelegenen Hochmoore die Spirke charakteristisch ist. Die nördlich des Chiemsees gelegenen Hochmoore, also auch das Pavoldinger Moos, nehmen dagegen eine Sonderstellung am Alpenrand ein: Hier liegt der Schwerpunkt der Waldkiefernfilze. Einige wurden bereits vor rund 100 Jahren beschrieben und erinnern auffällig an baltische Waldkiefermoore, während sich diese Form anderswo nur sekundär in aufgelassenen Torfstichen entwickelt hat.

Die Entwicklung von Hochmooren im Alpenvorland ist auf einen relativ schmalen Streifen vor den Bergen beschränkt. Ausschlaggebend sind die mittlere Jahrestemperatur und der mittlere Jahresniederschlag. Das Pavoldinger Moos liegt am nördlichen Rand dieses Streifens. Zwar ist seine Lage niederschlagsreich mit im Mittel noch knapp 1300 mm/a, doch durch den Einfluss des Chiemsees und der Föhnschneise des Achentals sehr warm.

Renaturierung wagen!

Zwischen 2002 und 2008 wurden Moorgrundstücke im Pavoldinger Moos durch den Landkreis Traunstein gekauft oder langfristig gepachtet. Im Rahmen des „Klimaprogramm Bayern 2020“ wurden drei Kernbereiche mit rund 13 Hektar renaturiert. Dazu wurden Gehölze entnommen und Entwässerungsgräben mit Torfdämmen verschlossen und gestaut.

Die Kreisgruppe Traunstein hat im selben Zeitraum angrenzende Grundstücke erworben. Die Hoffnung, dass die Renaturierung auf einer größeren Fläche fortgeführt werden könnte, hat sich bislang nicht erfüllt.

Zusammen mit den Vorbesitzer*innen hat die Kreisgruppe Traunstein auch auf ihren Grundstücken wenigstens die Gehölze weitgehend entnommen und kleinere Staumaßnahmen umgesetzt. Eine Rückkehr zu einem Hochmoorwachstum alleine durch den allmählichen Verfall von Entwässerungsgräben ist aber nicht zu erwarten. Die Niederschlagsmenge wäre dafür noch günstig, aber die Temperaturen sind schon heute eher zu warm. Durch den Klimawandel ist mit einer weiteren Erwärmung und mit längeren Trockenperioden gerade im Sommer zu rechnen. Eine Renaturierung als Hochmoor mit Torfwachstum wäre nur möglich, wenn die Gräben eingestaut werden könnten. Dem stehen aber die kleinflächige Parzellierung und die Eigentumsverhältnisse entgegen. Da sich in den letzten zwanzig Jahren der monetäre wie ideelle Wert auch solcher Grundstücke deutlich erhöht hat, müssen die Chancen, nochmals größere zusammenhängende Flächen erwerben zu können, als gering beurteilt werden – auch wenn der Freistaat Bayern im Rahmen seines Klimaprogrammes 2050 großzügig Gelder zur Verfügung stellt.

War das Geld für den Grunderwerb also schlecht investiert? Nur dann, wenn man ausschließlich eine große, gehölzfreie Hochmoorweite als Erfolg akzeptieren würde. Kleinflächig finden wir heute auf unseren Flächen wieder die wertgebende Hochmoorvegetation.

Natürliche Vegetation im Pavoldinger Moor

Wir haben heute keine Belege für die potentielle natürliche Vegetation des Pavoldinger Mooses. Wir können allenfalls sagen, wohin sich seine Vegetation ohne Bewirtschaftung ab heute entwickeln würde. Eine gehölzfreie Hochmoorweite wird das kaum sein, dagegen spricht alleine schon der Eintrag von Nährstoffen aus der Luft, der das Pavoldinger Moos ebenso düngt wie allen Wald im Landkreis und der das Artenspektrum der Flechten auf den Torfrücken verändert. Wir müssen eher an einen lichten Moorwald denken, wie er eben auch dem Bild eines Waldkiefernmoores entspricht – ob im Baltikum oder Chiemgau.

Intakte und vielgestaltige Moorwälder stellen für viele auf Moore spezialisierte Tiere und Pflanzen einen genauso gut geeigneten Lebensraum dar wie offene Moore. Viele Arten bevorzugen den Wechsel von offenen, halboffenen und eher geschlossenen Bereichen. Manche Arten, auch solche, um die wir uns laut Biodiversitätskonvention besonders kümmern müssen, bevorzugen sogar Moorwälder in besonderem Maße, wie z. B. der Schwarzstorch.

Moorwälder als Randsaum eines Hochmoores, so wie unsere Grundstücke zu der renaturierten Fläche liegen, sind auch von besonderer Bedeutung für das spezielle Lokalklima. Sie schützen das Moor nicht nur vor Nährstoffeinträgen, sondern auch vor austrocknenden Winden.

Flächen mit ehemaligen kleinbäuerlichen Torfstichen, wie sie auch auf unseren Grundstücken zu finden sind, bieten mit dem Wechsel von trockenen Heiden nahe der Abstichkante und den lokal und einfach wiederzuvernässenden Sohlen für viele Arten einen schützenswerten Lebensraum.