Zur Startseite
  • Aktuelles
  • Veranstaltungen
  • Kinder+Jugend
  • Newsletter

Natur & Garten

Wir über uns

Die Kendlmühlfilzen

Der Kampf um die Kendlmühlfilzen

Das war ein dramatischer Moment in der Geschichte unserer Kreisgruppe: Am 14. April 1976 rückten die Baumaschinen der Firma Samen-Maier in die Kendlmühlfilzen ein und räumten innerhalb von zwei Wochen auf einer Fläche von 16 Hektar die Pflanzendecke ab. 

Frevel am wertvollsten bayrischen Hochmoor

Der Frästorfabbau hatte begonnen. Eine beispielloser Frevel in einem der größten und wertvollsten bayrischen Hochmoore – und ein widerrechtlicher Akt. Eine behördliche Genehmigung lag nicht vor. Erst während des Abbaus wurde das zerstörerische Werk nachträglich schrittweise legalisiert. Letztendlich waren dreißig Hektar Hochmoorfläche unwiederbringlich verloren. Zwar hatte der Vorsitzende der Kreisgruppe Traunstein Fritz Lindenberg schon 1973 einen Antrag auf Unterschutzstellung bei der Regierung von Oberbayern eingebracht, dieser wurde von der Behörde freilich nicht verfolgt. 

Aber der barbarische Eingriff mobilisierte einen breiten Widerstand: Nur einige Monate nach dem Eingriff von Samen-Maier wurde die Bürgerinitiative „Rettet die Kendlmühlfilzen“ gegründet, die alsbald gemeinsam mit der Kreisgruppe eine rege Tätigkeit entfaltete: 

  • Es wurden moorkundliche Fachkenntnisse erarbeitet,
  • es wurde ein umfangreicher Schriftverkehr mit den Behörden geführt,
  • für die spätere Unterschutzstellung so wichtige Gutachten wurde beauftragt,
  • eine vielbeachtete Moorkonferenz und eine Moorausstellung wurden organisiert,
  • über Presse, Rundfunk und Fernsehen wurde das Thema „Moorrenaturierung“ überall in Deutschland bekannt gemacht. 

Naturschutzgebiet Kendlmühlfilzen

Es dauerte trotzdem bis 1991, bis die ganzen Kendlmühlfilzen unter Naturschutz gestellt wurden. Zum Urgestein der Bürgerinitiative gehörte der Grassauer Claus-Dieter Hotz. Er hat 1976 die Gründungsversammlung der BI geleitet und die erste Moorausstellung organisiert. Für den Bund Naturschutz hat er den Ankauf von zwei Grundstücken im Rißflarkgebiet vermittelt und uns bei der von uns erarbeiteten Jubiläumsausstellung im Torfbahnhof im Jahr 2011 unterstützt. Nach unserem Grundstückserwerb hat es noch acht Jahre gedauert, bis wir – gegen den heftigsten Widerstand der Filznbauern – im Oktober 1995 den ersten Damm im Rißflark-Graben errichten konnten, natürlich in reiner Handarbeit. Aber so allmählich erkannte auch die Politik die Bedeutung der Moore für die Landeskultur: 1996 und 1997 wurden, auf Antrag des Landkreises Traunstein unter Landrat Jakob Strobl die südlichen Chiemseemoore und damit auch die Kendlmühlfilzen in zwei aufeinanderfolgenden LIFE-Projekten der EU aufgenommen. 

Renaturierung und Wiedervernässung

Jetzt standen gewaltige Finanzmittel zur Verfügung und die Wiedervernässung konnte in großem Stil angegangen werden. Mit großer Freude konnten wir sehen, wie riesige Baumstämme, die als Stützpfähle für die großen Querbauten dienen sollten, mit dem Hub-schrauber eingeflogen wurden. Und mit einigem Schmunzeln stellten wir fest, dass der-selbe Maschinenführer, der seinerzeit für Samen-Maier die oberste Pflanzendecke abge-fräst hatte, nun mit dem Bagger Gräben verfüllte. Als wir im Frühjahr 1997 den bayeri-schen Landwirtschaftsminister Reinhold Bocklet auf unserem Holzlagerplatz am Rißflark-Graben begrüßen konnten, wussten wir endgültig, dass wir jetzt keine Außenseiter und Störenfriede mehr waren, sondern zum Mainstream gehörten - jedenfalls was die Moore anlangte. 

Unterstützung durch die Jugend

Der Bund Naturschutz konnte jetzt auf seinen Grundstücken, und bald auch auf den benachbarten, Haupt- und Schlitzgräben mit über siebzig kleinen Bauwerken verschließen. Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass wir zu den Arbeiten viele Schulklassen und Jugendgruppen begrüßen konnten. Eine besondere Rolle hat dabei Dr. Sepp Heringer gespielt, der stellvertretende Leiter der Laufener Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege und zugleich Pfadfinderführer. Mit ihm zusammen organisierten wir in drei aufeinanderfolgenden Jahren Arbeitswochen mit polnischen, ungarischen und französischen Pfadfindern. Und die Laufener Pfadfinder waren natürlich auch stets dabei. Große Verdienste bei der Organisation der Arbeit und der Betreuung der Jugendlichen hat sich unser Mitglied Karl Heinz Dobel erworben, der zugleich der letzte Vorsitzende der Bürgerinitiative „Rettet die Kendlmühlfilzen“ war. Die Bürgerinitiative konnte er schließlich auflösen – wegen vollständigen Erfolgs. Welchem BI-Vorsitzenden passiert das schon?

Moorschutz wichtiger denn je!

In den Kendlmühlfilzen besitzen wir inzwischen ein weiteres Grundstück. Wir hoffen, das auch hier künftig Wiedervernässungsmaßnahmen möglich sind. Da Moore nicht nur seltene Arten beheimaten und Wasserspeicher für Trockenzeiten und bei Starkregenereignissen darstellen, sondern auch als Kohlenstoffsenker eine wichtige Rolle im Klimaschutz spielen ist der Moorschutz schon immer eine zentrale Aufgabe für uns, nicht nur in den Kendlmühlfilzen. Wir waren bei Renaturierungen im Ödmoos, im Diesenbachtal, in den Burghamer Filzen, in der Pechschnait, in den Kalkquellmooren am Waginger See, im Weitmoos bei Grabenstätt, im Schwarzlmoos bei Chieming, in den Inzeller Filzen, im Grabenstätter Moos, im Mörntal, im Pavoldinger Moos, an der Ischler Achen und an vielen anderen Orten aktiv.