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Natur & Garten

Wir über uns

Flächenverbrauch

Rund 12,2 Hektar unbebauter Fläche wurden in Bayern 2022 täglich „verbraucht“. Rund die Hälfte davon wurden für Siedlungszwecke genutzt, ein Viertel für Straßen- und Verkehrswege sowie ein weiteres Viertel für Gewerbe- und Industrieflächen. Der Flächenfraß Bayern ist eines der größten regionalen Umweltprobleme unserer Zeit – und wird von vielen kaum wahrgenommen.

Viele Informationen zum Thema Flächenverbrauch auf Landesebene finden Sie auf den Seiten unseres Landesverbandes: www.bund-naturschutz.de/flaechenschutz

Aber auch lokal in Traunstein betrifft uns der Flächenfraß. Viele Projekte werden dank des §13a des BauGB sogar ohne Umweltverträglichkeitsprüfung umgesetzt. Als BUND Naturschutz versuchen wir unser Möglichstes durch Stellungnahmen und Gepräche mit Verantwortlichen eine umweltfreundliche kommunale Entwicklung zu fördern. Viele weitere Informationen zu einzelnen Projekten finden Sie auf den nachfolgenden Seiten.


Keine Konzentrationszonen Kiesabbau in Seeon

Einspruch des Bund Naturschutz

Die Gemeinde Seeon-Seebruck will mit der 48. Änderung des Flächennutzungsplanes Konzentrationszonen für den Kiesabbau auf 26 ha im Bereich Niereiterfeld (18,62 ha) und Großfeld (Steinrab-Süd 7,67 ha) festlegen. Die Ortsgruppe Seeon-Seebruck-Truchtlaching wird zusammen mit der Kreisgruppe Traunstein fristgemäß eine Stellungnahme abgeben.

Der Bund Naturschutz lehnt diese Ausweisung ab. Die Nutzung der Bodenschätze für den regionalen Bedarf sollte landesplanerisch geregelt werden. Dafür setzt der Regionalplan für die Versorgung der Kommunen in der Region Vorranggebiete für den Kiesabbau fest. Der Abbau der Bodenschätze soll auf diese Vorrang- und Vorbehaltsgebiete konzentriert werden.

Der ständig steigende Bedarf an Kies widerspricht den auch im Regionalplan formulierten Forderungen nach einem sparsamen Umgang mit Rohstoffen: Auf einen verstärkten Einsatz von umweltunschädlichen Ersatzrohstoffen und die Wiederverwendung von Baustoffen soll hingewirkt werden ( RP 18; 6.1. G).

Auch im Hinblick auf den dringend gebotenen Flächenschutz fordert der Bund Naturschutz, dass der Kiesabbau auf die im Regionalplan bedarfsgerecht ausgewiesenen Flächen beschränkt werden muss und dass nicht von vielen Gemeinden darüber hinaus weitere Flächen für den Kiesabbau ausgewiesen werden sollten.

Rund um Seeon befinden sich bereits über 50 ha Kiesabbaufläche, z.B. in Altenmarkt, Obing, Tabing etc. Dazu kommt noch eine derzeit in Abbau befindliche 3,1 ha große Fläche nordöstlich von Holzen im Gemeindegebiet Seeon.

Jeder Abbau bedeutet eine Beeinträchtigung der Menschen vor Ort, der Natur und jeweiligen Waldtieren, Lärm und Staub auf Jahre, zusätzlichen Verkehr, Zerstörung der Landschaft und des natürlichen Bodenaufbaus, einen Eingriff in die obersten Bodenschichten und damit auch einen Eingriff in die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Alle Kiesabbaumaßnahmen verändern den Wasserhaushalt, führen zu Entwässerungen angrenzender Flächen und verändern den Bodenaufbau nachhaltig und irreversibel, zumal mit anderen Bodenmaterialien, als mit Kies aufgefüllt werden wird.

Mit der Ausweisung von Kiesabbau auf den nun geplanten Vorranggebieten würden 26 ha Landwirtschaftlicher Grund und zusätzlich noch Flächen für den Straßenbau (z. T. auch Waldflächen) verloren gehen und der CO2 Ausstoß durch Abholzung und Verkehr noch erhöht!

Gute landwirtschaftliche Böden sind in Zeiten des Klimawandels wichtig für den Humusaufbau und auch für die im Hinblick auf Artenschutz und Ressourcenschutz notwendige Ausweitung des ökologischen Landbaus ist jeder Flächenverlust negativ zu bewerten.

Die für die Bedarfsermittelung zugrunde liegenden Zahlen liegen weit auseinander. Das bayerische Ministerium spricht 2002 von 7,16 t/EW/Jahr an Bedarf, der Industrieverband Baustoffe, Steine, Erden 2009 von ca. 10 t /EW / Jahr, was eine erhebliche Steigerung bedeuten würde.

Der gemeindliche Bedarf an Kies bis 2044 wird aufgrund von 3 sehr unterschiedlichen Berechnungsgrundlagen ermittelt. Selbst die Berechnung nach den Zahlen des Bay. Industrieverbandes Baustoffe,Steine und Erden e.V. prognostiziert lediglich eine Abbaufläche von 8,96 ha, das Wirtschaftsministerium und der Industrieverband Steine und Erden von 6,7 bzw. 2,9 ha aus. Warum müssen dann 26 ha Vorrangfläche ausgewiesen werden?

Im Landkreis werden derzeit oder wurden kürzlich in sehr vielen Kommunen Kiesabbauflächen ausgewiesen (Schnaitsee, Nußdorf, Traunstein, Vachendorf, Knesing etc.). Der Bedarf sollte bis auf weiteres gedeckt sein. Eine regionale Bedarfsberechnung liegt nicht vor, damit ist auch die Ausweisung neuer Gebiete nicht hinreichend begründet. Da Kies und Sand derzeit so teuer wie nie sind, ist von starkem wirtschaftlichen Interesse der Kiesgrubenbetreiber auszugehen. Mit Kies lässt sich derzeit sehr gut verdienen.

Mit jedem Kiesabbau geht eine Erhöhung des Schwerlastverkehres einher. Selbst wenn die Ausfahrt aus den Kiesgruben auf die TS 31 nicht durch Siedlungsgebiet verläuft, so werden sicher die Orte Seeon, Truchtlaching, Rabenden oder Obing erheblich mehr Lkw-Verkehr aufnehmen müssen.

Im Niereiterfeld ist die mögliche Gesamtabbaufläche mit 18,62 ha angegeben. Die Flächenverfügbarkeit für die gesamte Fläche ist nicht zu erwarten, da einige Grundeigentümer nicht verkaufen wollen. Gebiete, von denen der Gemeinde explizit bekannt ist, dass die Eigentümer kein Interesse haben, wurden bei der Gebietssuche herausgenommen. Das würde auch für viele Flächen im Niereiterfeld gelten!

Die Flächen liegen in einer nicht einsehbaren Senke in einem kaum frequentierten, sehr beruhigten und nicht zerschnittenen Gelände. Selbst wenn die Abbauflächen nicht im Wald liegen, so würde doch für den notwendigen Straßenbau wertvolle und artenreiche Waldfläche verloren gehen und zerschnitten werden. Der vom zuständigen Revierjäger aufgelistete Tierbesatz zeigt die Wertigkeit des Waldgebietes. Die Ortsgruppe Seeon-Seebruck-Truchtlaching betreut seit ca 10 Jahren mit großem Erfolg am südlichen Rand des Waldes (Straße Seeon-Eglhart) einen Amphibienzaun mit teilweise über 1000 Amphibien pro Jahr, der geplante Eingriff in den Wasserhaushalt bedeutet eine ernsthafte Bedrohung für den Amphibienbestand.

Im Hinblick auf den Klimawandel sind zusammenhängende Waldflächen zu schützen und der Waldanteil nicht zu minimieren.

Genauso problematisch ist auch die geplante Konzentrationflächen-Ausweisung Steinrab im Umfeld des mittelalterlichen Turmhügels und der Steinraber Hügelgräber, wobei hier neben den ökologischen und denkmalpflegerischen Belangen auch die schwere Schädigung des Landschaftsbilds in diesem weit einsehbaren Gelände von Bedeutung ist.


„Wie schaut´s denn hier aus?“ Freiflächen schützen – Lebensqualität erhalten

unter diesem Titel hielt Christian Hierneis, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe München und Mitglied des Landesvorstandes am 29.6.18 einen Vortrag in Traunstein.

Der Landkreis Traunstein liegt in der massiv wachsenden Metropolregion München, aber auch im Einzugsgebiet der Stadtregion Salzburg. Das macht Traunstein attraktiv für die Ansiedlung von Gewerbe und bedeutet steigenden Wohnungsbedarf.

Wir verlieren dadurch jedes Jahr fast einhundert Hektar an freier Fläche für Natur und Lebensmittelproduktion. Waldflächen verschwinden, Wiesen und Felder werden zugebaut, Lebensräume werden zerschnitten und die Heimat verändert sich immer mehr. Das alles bedeutet erhebliche Probleme für die Artenvielfalt, aber auch für die Menschen einen Verlust an Lebensqualität.

Die Kreisgruppe Traunstein wollte mit diesem Vortrag im Vorfeld des hoffentlich im November stattfindenden Volksbegehrens „Betonflut eindämmen“ die Argumente für eine andere Landesplanung darlegen.

Hierneis ging auf die aktuellen Entwicklungen in der Metropolregion München ein. Trotz Vollbeschäftigung würde der Freistaat intensiv Werbung für Firmenansiedelungen vor allem in den Metropolregionen machen, ohne sich zu überlegen, wo die dafür notwendigen Flächen zur Verfügung stehen und wo der ebenso notwendige bezahlbare Wohnraum für immer mehr Arbeitsplätze herkommen soll. Gleichzeitig würden in vielen Regionen Bayerns nicht nur Gewerbeflächen, sondern auch Häuser und Wohnungen ungenutzt leerstehen.

Mehr Arbeitsplätze in München würde auch mehr Bevölkerung und damit noch mehr Verkehr, mehr Infrastruktur (Schulen, Kindergärten, Straßen etc.) mehr Lärm und Abgase und einen Verlust an Grünflächen bedeuten. Die Bereitstellung von ausreichend Trinkwasser sei ebenso ein Problem, wie die zunehmende Hochwassergefahr durch Versiegelung oder die schwierigere Versorgung mit regionalen Lebensmitteln. „Die Lebensqualität in der Stadt sinkt rapide, dann ziehen die Menschen eben ins Umland bis nach Traunstein“, so Hierneis.

Das größte Problem sei, dass die meisten Kommunen kein Konzept, keine Strategie und keine Zielvorstellungen hätten, sondern einfach nach Angebot und Nachfrage planen würden, ohne die Folgen zu beachten.

Es müssten dringend Strategien zum Flächensparen und zur Verbesserung der Lebensqualität und für gerechte und gleichwertige Lebensverhältnisse erarbeitet werden, die ein Ausbluten des ländlichen Raumes und eine Überhitzung der Metropolregionen in Bayern verhindern.

Dabei müssten die natürlichen Lebensräume und die Ressourcen bestmöglich geschützt werden und der Flächenverbrauch drastisch reduziert werden. Das geplante und beantragte Volksbegehren „Betonflut eindämmen“ würde Staat und Kommunen dazu zwingen, diese Strategien endlich zu erarbeiten. Ein Weiterso darf es auf keinen Fall gebe!


Unbegrenzter Flächenverbrauch durch falsche Raumplanung - Pressefahrt des BUND Naturschutz zum Negativbeispiel "Sondergebiet Brückner" bei Tittmoning

Weil die Bundesregierung europäisches Artenschutzrecht noch nicht in deutsches Recht umgesetzt hat, musste der BUND Naturschutz (BN) die Klage gegen das Bauvorhaben der Fa. Brückner im Salzachtal bei Tittmoning zurücknehmen. Dieses vernichtet einen der letzten unersetzbaren Lebensräume des im Alpenvorland vom Aussterben bedrohten Kiebitzes und der in unserem Landkreis von einem massiven Rückgang bedrohten Feldlerche.  Mehr dazu...

Der BUND Naturschutz fordert wirksameren Schutz der bayerischen Kulturlandschaft und keine weitere Aufweichung der landesplanerischen Vorgaben. Das Anbindegebot muss aufrecht erhalten werden um die Landschaftszersiedelung nicht noch stärker anzuheizen. Der aktuelle Neubau der Firma Brückner im Salzachtal bei Tittmoning mitten in der freien Landschaft veranschaulicht eindrucksvoll wohin die Entwicklung nicht gehen darf. Mehr dazu...


Seminar „ Flächensparen zwischen Herausforderung und Illusion“ am 21.11.2014

137 ha Fläche wurden im Jahr 2013 im Landkreis Traunstein für neue Wohn- und Gewerbegebiete und den Straßenbau „verbraucht“! Das meiste davon waren landwirtschaftlich genutzte Flächen, aber auch wertvolle Strukturen wie Waldflächen, Hecken und Streuobstwiesen sind verschwunden. Und es geht weiter: Auch in diesem Jahr hat die KG schon 58 Stellungnahmen mit einem Gesamtflächenverbrauch von über 100 ha abgegeben. Und nicht alle Vorhaben gehen über unseren Schreibtisch!

„So kann es nicht weitergehen“, das waren auch die Worte des früheren Umweltministers Dr. Marcel Huber bei der Chiemseekonferenz 2013 zu diesem Thema.
Wir können unsere Befürchtungen natürlich in jeder Stellungnahme formulieren, aber das hilft insgesamt nicht weiter.

Aus diesem Grund haben wir am 21.11.2014 ein Seminar unter dem Titel „ Flächensparen zwischen Herausforderung und Illusion“ in Traunstein abgehalten. Neben Frau Dr. Christine Margraf vom Bund Naturschutz standen als Referenten die Ministerialrätin im Umweltministerium, Frau Christina von Seckendorff, der Direktor des bayerischen Gemeindetages Dr. Franz Dirnberger und die beiden Bürgermeister Markus Reichart (Markt Heimenkirch) und Hans-Jörg Birner (Gemeinde Kirchanschöring) zur Verfügung.

Unser Ziel war es, das Thema zu diskutieren, die Dringlichkeit aktiven Handelns deutlich zu machen und mit guten Beispielen Anregungen für die Kommunalpolitik zu geben.
Etwa 50 Besucher, darunter Bürgermeister, Gemeinderäte, Planer, Behördenvertreter (Kreisbaumeister, UNB), Vertreter der Landwirtschaft und viele BN-Aktive haben intensiv mitdiskutiert.

Der BN hat dabei deutlich gemacht, dass Freiwilligkeit allein offensichtlich nicht reicht, sondern dass durch geänderte Rahmenbedingungen(z.B. Reform der Grund- und Gewerbesteuer) mehr Anreiz zum Flächensparen gesetzt werden muss.

Den Presseartikel finden Sie hier ...

Hier können Sie einige der Vorträge einsehen: