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Natur & Garten

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Mehr Windräder sind nötig – auch bei uns!

Am 26. April 2022 hielt Michael Remy, Energiereferent des BUND Naturschutz, einen Online-Vortrag zur Zukunft der Erneuerbaren Energien

In einer Onlinediskussionsveranstaltung, organisiert von der Kreisgruppe Traunstein des BUND Naturschutz stellte Michael Remy neue Untersuchungen zur Zukunft der Energieerzeugung vor.
Der studierte Energiefachmann betonte die Notwendigkeit einer schnellstmöglichen Energiewende, um die Folgen der Klimakrise einzudämmen und sich aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus autokratischen Staaten zu lösen. 14 Millionen Euro pro Tag aus Bayern für Öl und Gas würden derzeit die russische Kriegskasse füllen. Er betonte die vielen Möglichkeiten der Energieeinsparung, wie großflächiges Dämmen von Gebäuden oder Heizungsregulierung, aber auch ein Tempolimit.

Anschließend stellte er eine neue Studie der TU München gemeinsam mit der ZAE Bayern, des Bayerischen Zentrums für Angewandte Energieforschung und des BN Bayern vor. Das Ergebnis dieser Studie sei, dass bei einer Energieeinsparung von ca. 50 Prozent der Umstieg auf Erneuerbare Energieträger möglich sei. Dabei müssten vor allem die Kommunen und die Industrie sich umstellen und eine Verkehrswende erreicht werden, denn 83 Prozent der CO2-Emissionen kämen nicht aus privaten Haushalten. Hauptlieferant für Ökostrom wären dabei PV-Anlagen und Windkraft, dabei müsste 12-mal so viel Windstrom und 6-mal so viel Sonnenstrom in Bayern erzeugt werden wie bisher. Zudem müsse eine ausreichende Speicherkapazität geschaffen werden.

Um auch an sonnenarmen Tagen, im Winter und nachts ausreichend Strom produzieren zu können, seien neben den PV-Anlagen (sowohl auf Dächern als auch auf geeigneten Freiflächen) vor allem Windenergieanlagen notwendig. Diese seien auch im Landkreis Traunstein möglich.
„Im Landkreis Traunstein werden nur 40 Prozent des Energiebedarfes aus EE generiert, vor allem im Winter gibt es eine große Deckungslücke“, so Remy. Für mehr Windenergie in Bayern müsse endlich die 10-H-Regel fallen, nach der Windkraftanlagen nur in einem Abstand von mindestens der zehnfachen Windradhöhe bis zur nächsten Wohnbebauung errichtet werden dürften. Da bleibe in Bayern außer den zusammenhängenden Waldflächen nicht viel übrig. Windräder bräuchten nur wenig Fläche, dies sei auch im Sinne der Landwirtschaft.
Auch der Bau weiterer Wasserkraftanlagen sei keine Alternative. „Die bisher laufenden 4285 Wasserkraftanlagen in Bayern haben große ökologische Auswirkungen, aber tragen nur etwa 10 Prozent zur Stromproduktion bei“, betonte der Energieexperte. 95 Prozent der Anlagen seien nur Kleinwasserkraftanlagen, die zusammen nur 0,8 Prozent zur Stromproduktion beitragen.

In der anschließenden Diskussion forderten etliche Teilnehmer den raschen Bau weiterer Windkraftanlagen auch in Traunstein. Dr. Rainer Schenk verwies auf den Regionalplan, der geeignete Standorte auch im Landkreis Traunstein ausweist.
Claudia Lahr ging auf den für den 29. Mai 2022 vorgesehenen Klimaschutz-Bürgerentscheid in Traunstein ein, denn es sei wichtig, dass die Stadt und ihre Bürger aktiv werden, um die Klimaneutralität bis 2030 zu schaffen. Susanne Tofern erkundigte sich, ob kleine private Windkraftanlagen eine Alternative zu großen Windrädern sein könnten. Dies verneinte Michael Remy, da der Ertrag in niedrigen Höhen viel zu gering für eine wirtschaftliche Stromproduktion sei. Angesprochen auf genehmigungsfreie PV-Balkonanlagen lobte er diese als kostengünstige, unproblematische und effiziente Alternative. Die Einspeisung sei bei geeignetem Standort nicht gering, die Kosten würden sich schon in wenigen Jahren amortisieren.

Auf die Frage eines Teilnehmers nach der Sinnhaftigkeit von senkrecht stehenden PV-Modulen für Ackerflächen betonte Michael Remy, dass auch in der Studie die Mehrfachnutzung durch Agri-PV-Flächen beworben würde und dass senkrechte Module auch bei tiefstehendem Sonnenlicht noch Strom produzieren könnten.
Beate Rutkowski, die durch den Abend geführt hatte bedankte sich bei allen Teilnehmern und beim Referenten für den sehr interessanten Abend.

Die Folien von Michael Remy können Sie sich hier ansehen: PDF