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Die Douglasie – eine Baumart für die Zukunft?

Wohl kaum eine Baumart wird derzeit zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz so kontrovers diskutiert wie die Douglasie. Die Baumart, von der die einen Hilfe bei der Rettung unserer Wälder vor dem Klimawandel erhoffen, beschleunigt für die anderen das Artensterben im Wald. Welche Chancen und Risiken bestehen wirklich und wie ist die Situation in unserem Landkreis?

Vor der letzten Eiszeit war die Douglasie auch bei uns heimisch. Die Alpen verhinderten jedoch, dass die Douglasie dem kälter werdenden Klima nach Süden ausweichen konnte, anders als in Nordamerika. Dort kommt die Douglasie heute in einem Gebiet über 36 Breitengrade und fast alle Höhenlagen an der nordwestlichen Pazifikküste und in den Rocky Mountains vor. Für eine Baumart, die sich an so unterschiedliche Standorte anpassen kann, müsste die Anpassung an den erwarteten Klimawandel doch eine Kleinigkeit sein?

Ganz so einfach ist es aber nicht. Die einzelnen Bestände haben sich über lange Zeit an das Klima des jeweiligen Standortes angepasst und ein Sämling einer Douglasie aus den feuchten, kühlen Wäldern an der Küste von British Columbia wird an der Grenze zu Mexiko nur schwer gedeihen. Das Kunststück besteht darin, den „Superbaum“ zu finden, der in unserem heutigen Klima heranwächst und der auch in unserem Klima am Ende des Jahrhunderts noch gedeiht.

Gast seit fast 200 Jahren

Der schottische Botaniker David Douglas brachte 1827 die ersten Samen nach Schottland und führte damit die Art in Europa wieder ein. Zunächst wurde sie als Parkbaum, in Gärten und zur Gewinnung von Schmuckreisig gepflanzt. Erste forstwirtschaftliche Anbauversuche begannen in Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die ältesten Douglasien in Bayern sind heute zwischen 120 und 140 Jahre alt. Im Traunsteiner Stadtforst wurden schon vor über 100 Jahren erste Exemplare gepflanzt, also deutlich vor Beginn des großflächigen Anbaus von Douglasien in Europa ab etwa 1945.

Nach den Ergebnissen der letzten Bundeswaldinventur 2012 hat die Douglasie in Deutschland einen Flächenanteil von etwa 2% mit einem deutlichen Schwerpunkt in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg und innerhalb Bayerns in Unterfranken. Im Landkreis Traunstein wächst sie nördlich der Autobahn A8 auf einem Flächenanteil von 0,3%. Das deckt sich mit ca. 40 Jahre alten Eignungskarten aus der Literatur, in denen der Klimawandel noch nicht berücksichtigt wurde. Danach ist im Landkreis Traunstein das Alpenvorland durch die klimatische Begünstigung an Chiemsee und Salzach „noch geeignet“, während das gesamte übrige Alpenvorland wie auch die Landkreise Mühldorf und Altötting als „weniger geeignet“ eingestuft sind. Der alpine Bereich ist überall klar als „schlecht geeignet“ gekennzeichnet.

Die Douglasie - ein erfolgreiches Integrationsprojekt?

Ist die Douglasie nach 120 Jahren in unseren Wäldern angekommen? Was die Forstwirtschaft wohl bejahen wird, sehen viele Naturschützer anders. 120 Jahre sind für die Evolution nur ein Augenblick und unsere heimischen Vogel-, Insekten- und Pilzarten beginnen gerade erst, die Douglasie zu entdecken.

Auch in der besten Pilzsaison erscheint ein Douglasienbestand im Vergleich zu anderen Wäldern auf dem Boden recht artenarm an Pilzfruchtkörpern. Diesen Eindruck bestätigen auch wissenschaftliche Untersuchungen. Auf den kontrollierten Flächen finden sich deutlich weniger als 100 Pilzarten und dabei handelt es sich in der Regel um „Allerweltsarten“ aus dem Fichten- oder Kiefernwald. Im Vergleich der Ausstattung mit Rote-Liste-Arten liegen Douglasienbestände am Ende der Skala, sogar noch unterhalb reiner Fichtenbestände. Sehr anfällig ist die Douglasie gegenüber dem Hallimasch, der in der Lage ist, alle Altersstadien der Douglasie zu befallen. Befallene Douglasien lassen sich von Hand umdrücken, wenn der Hallimasch das Wurzelwerk erheblich zerstört hat.

Auch verschiedene Käferarten beginnen, Douglasien als neue Ressource zu entdecken. Meldungen über Bruten an Douglasie liegen von vielen rinden- und holzbrütenden Borkenkäferarten von Fichte, Kiefer und Lärche vor, darunter auch Buchdrucker und Kupferstecher. Die Bäume wurden meist dann befallen, wenn längere Trockenphasen oder Sturmereignisse sie geschwächt hatten. Stehendbefall vitaler Bäume oder Kalamitäten wurden in Bayern bisher (noch) nicht in größerer Zahl registriert, treten aber in Nordamerika durchaus auf.

Doch nicht nur Käferarten nutzen die Douglasie als Nahrungsressource. Nach dem Waldbericht 2020 der bayerischen Staatsregierung „kam es lokal zu Kahlfraß durch Schwammspinner. Dabei waren neben Eichen auch Fichten, Kiefern, Lärchen und besonders Douglasien betroffen.“ Laborversuche zeigten, dass sich die Nonne an Douglasie entwickeln kann und sie sogar gegenüber der Fichte bevorzugt.

Studien zeigen, dass pflanzenfressende Insekten leicht von benachbarten Fichten auf Douglasien wechseln und sich das Artenspektrum im Sommer nicht wesentlich unterscheidet. Tatsächlich nutzen die meisten typischen Fichtenarten ein breiteres Wirtsspektrum innerhalb der Koniferen. Die der Douglasie nachgesagte Resistenz gegen Schadinsekten wird nur durch die noch nicht abgeschlossene Anpassung bewirkt und ist wohl vorübergehend. Mit Schäden an der Douglasie wird zu rechnen sein, sowohl durch einheimische Generalisten als auch die Einschleppen von Spezialisten aus Nordamerika. Naturschützer befürchten, dass letztere die Douglasie als Sprungbrett benutzen und auch einheimische Baumarten schädigen können.

Im Winter wird das Klima in den Kronen der Douglasien, die die umgebenden Buchen und Fichten überragen, sehr unwirtlich. Deshalb sind Douglasienkronen im Winter fast frei von Insekten. Fichten hingegen bieten im Winter ein reichliches Angebot an Nahrung für Vögel (vor allem Spinnen). Das fehlende Angebot auf Douglasien kann sich besonders bei hohem Douglasienanteil negativ auf überwinternde Vogelarten auswirken.

Das Artenspektrum von Käfern im Totholz unterscheidet sich deutlich zwischen Fichte und Douglasie. Insgesamt gesehen scheinen sich Totholzkäfer bisher in geringerer Anzahl und mit geringerem Erfolg an Douglasie zu entwickeln.

Ein Vergleich der Fauna auf Douglasie zu Fichte zeigt, dass die Douglasie bisher zwar von zahlreichen einheimischen Insektenarten besiedelt wurde, deren Anbau jedoch zu einer Veränderung des Artenspektrums in unseren Wäldern führt. Zudem sind Veränderungen der Bodenfauna und damit verbunden von Nährstoffprozessen im Boden auf Grund des Douglasienanbaus bereits vielfach nachgewiesen.

Die Douglasie – ein Hoffnungsträger oder ein Risiko?

Was macht die Douglasie so interessant für die Forstwirtschaft? Die Douglasie gehört zu den größten Bäumen überhaupt, das größte bekannte Exemplar war 120m hoch und hatte fast 5m Stammdurchmesser in Brusthöhe. Auch der höchste Baum in Deutschland ist eine über 62m hohe Douglasie. Die alten Douglasien im Stadtforst Traunstein erreichen eine Höhe von 43m und 1m Stammdurchmesser. Die Douglasie ist unter guten Bedingungen unerreicht in ihrem Holzzuwachs. Gleichzeitig gilt sie mit ihrer tief in den Boden reichenden Herzwurzel als sturmfest und resistent gegen Trockenperioden. Ihr Holz ist im Vergleich zu anderen Nadelhölzern ziemlich hart und witterungsbeständig. In vielen Anwendungen kann auf chemische Holzschutzmittel weitgehend verzichtet werden, ein Pluspunkt. Die Nadelstreu wird gut abgebaut, so dass die Douglasie innerhalb von 30 Jahren eher zu einer Verbesserung der Humusauflage führt und sich nicht so ungünstig auf die Böden auszuwirken scheint wie die Fichte oder Kiefer.

Allerdings reicht die Bodenverbesserung nicht an die Wirkung von Laubbäumen heran, sondern ist eben nur besser als Fichte oder Kiefer. Studien führen darüber hinaus zu der Vermutung, dass unter Douglasie in der Regel weniger Grundwasser neu gebildet wird als unter Fichte oder Kiefer und dass auf reichen Böden das Sickerwasser eine im Vergleich höhere Nitratkonzentration aufweist.

Die Douglasie erreicht den hohen Zuwachs, weil sie ihre Wachstumsphase bis weit in das zeitige Frühjahr und den späten Herbst ausdehnt. Damit wird sie aber sehr empfindlich gegen Spätfröste und Trockenschäden durch Frostperioden, wie sie bei uns auch noch in den kommenden Jahrzehnten auftreten werden. Auch ist ihr Wasserbedarf höher als der der Kiefer und in den Gebieten Frankens, in denen in den letzten Jahren die Kiefer vertrocknet ist, wird die Douglasie nicht wirklich eine Alternative sein. In unserem Landkreis sind eher die ungeeigneten Böden ein Problem, sie verträgt keine Staunässe auf tonigen Böden und leidet an Kalkchlorose auf stark kalkhaltigen Böden: Nach einigen Jahren guten Wachstums werden auch frische Austriebe schnell gelb und es kommt zu hohen Nadelverlusten, die den Baum schwächen.

Es wurde von einzelnen Douglasien berichtet, die scheinbar grundlos bei einem Sturm umgekippt sind. Hält man sich vor Augen, dass das Pilzmycel auch bei einem tief wurzelnden Baum ganz wesentlich zu dessen Verankerung beiträgt, könnte eine schlechte Einbindung der Douglasie in das Bodenleben eine Erklärung liefern. Untersuchungen hierzu liegen aber leider nicht vor.

Die Douglasien in Deutschland lassen sich auf ein relativ kleines Herkunftsgebiet im US-Bundesstaat Washington zurück verfolgen. Damit wurde noch vor gut zehn Jahren besorgt die Frage nach der Breite des Genpools und der Anpassungsfähigkeit gestellt. Dr. Alwin Janßen, Leiter des Amts für Waldgenetik in Teisendorf beruhigt: „Die in Bayern zur Vermehrung stehenden Erntebestände der Douglasie sind alle genetisch untersucht und nur die mit den höchsten Diversitätsmaßen, also der größtmöglichen Anpassung, sind zugelassen. Sicherlich spielen die prognostizierten Klimaänderungen eine Rolle bei der Empfehlung. Zurzeit sehen wir kein erhebliches Risiko beim Genpool.“

Die Douglasie – ein invasive Art? Das Bundesamt für Naturschutz kam 2013 zu dieser Einschätzung: „Auf bestimmten Standorten ist zu beobachten, dass die Douglasie auf Grund ihrer höheren Konkurrenzkraft indigene Pflanzen- und auf diese angewiesene Tierarten verdrängt und damit ganze Lebensgemeinschaften verändert.“ Das BfN nennt hier insbesondere offene und ursprünglich baumfreie Felsstandorte und Blockmeere sowie nährstoffarme, lichte und trockene Waldstandorte. Das sind heute Standorte konkurrenzschwacher, spezialisierter Pflanzen und zumeist von besonders hohem naturschutzfachlichem Wert. Weiter hält es als seine Position in klaren Worten fest: „Der Anbau von Douglasie dient nicht den Zielen des Naturschutzes. Daher sollte in vorrangig dem Naturschutz dienenden Gebieten (z. B. NSG, Nationalparke, Natura 2000-Gebiete, Kernzonen der Biosphärenreservate) die Douglasie nicht angebaut werden. Bestehende Douglasienbestände sollten im Rahmen waldbaulicher Eingriffe umgewandelt werden. (…) In Nachbarschaft zu wertvollen Biotopen, in denen sich die Douglasie potentiell natürlich verjüngen kann (insbesondere trockene und waldarme Standorte wie Blockmeere und Felsen), sind Pufferzonen von mehreren hundert Metern bis zu zwei Kilometern ohne Douglasienanbau einzurichten.“

Die Altbäume im Traunsteiner Stadtwald zeigen nur eine geringe Naturverjüngung. In einem geschlossenen Waldbestand unter den hiesigen klimatischen Bedingungen ist die Art wohl nicht als invasiv anzusehen.

Fazit einer Diskussion

Und die Position des BUND Naturschutz? Bei der Fülle der Argumente dürfte klar sein, dass es „die eine“ und überall gültige Position kaum geben kann.

Einen bloßen Austausch von Monokulturen aus Fichten oder Kiefern gegen solche aus Douglasien nach der Kurzformel „abrasiert – douglasiert“ lehnt der BN genauso ab wie alle unsere Gesprächspartner für diesen Artikel. Der Blick über die Grenze nach Frankreich zeigt aber, dass genau diese Art der Forstwirtschaft mit dem vermeintlich schnellen Geld lockt: Dort finden großflächig Kahlschläge statt, die ausschließlich mit Douglasien aufgeforstet werden. Diese sollen bereits nach 50 Jahren wieder geschlagen werden, wobei der Trend zu noch kürzeren Zeiten, 40 oder 35 Jahren geht. Eine solche Forstwirtschaft ruiniert die Waldböden und ist genauso anfällig wie unsere heutigen Monokulturen. Modellrechnungen der TU München zeigen, dass unter Einbeziehung dieser Risiken eine Monokultur mit Douglasie nicht wirtschaftlich ist.

Der BUND Naturschutz fordert den Verzicht auf das Einbringen von Douglasien in alte Laubwälder wie im Steigerwald und Spessart und in Schutzgebiete. Er bevorzugt die Verwendung der Weißtanne als Alternative im Mischwald, insbesondere auch im Voralpenland und Alpengebiet.

Welchen Ratschlägen wir auch immer folgen, unsere Wälder werden sich durch den Klimawandel verändern und es wird uns nicht gelingen, sie als Lebensraum für alle ihre jetzigen Bewohner zu erhalten. Wir sollten uns bewusst sein, dass ein durch den Klimawandel zugrunde gegangener Wald gar kein Lebensraum mehr für Waldarten ist und wir diesen Totalverlust nur vermeiden können, wenn wir uns mit einer breiten Mischung von Baumarten aufstellen. Gerhard Fischer, Stadtförster in Traunstein, formuliert es treffend: „Nehmen wir die schlimmsten Prognosen an, dann werden fast alle unsere bekannten Baumarten stark zurückweichen und dann fällt mir auch nicht viel ein. Leben wir in guter Hoffnung, dann reicht es, auf die naturnahen Baumartenmischungen aus Buche, Weißtanne, Bergahorn und Spitzahorn, Eiche, Hainbuche, Linde, Ulme usw. zu setzen.“ Aber auch er schließt für seinen Betrieb Douglasien und Exoten nicht per se aus.

In der Diskussion ist auch zu berücksichtigen, dass wir einen Weg finden müssen, unseren Holzbedarf zu decken – gerade auch den Bedarf an Nadelholz im Baubereich. Holz ist einer der wenigen Rohstoffe ist, die wir selbst haben. Der BUND Naturschutz steht ganz klar für eine nachhaltige und naturnahe Forstwirtschaft außerhalb der 5% Waldfläche, die als Ziel der Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung und des Bundestags aus der Nutzung genommen werden sollen. Leider sind wir von diesem Ziel noch ein gutes Stück entfernt.

Es wird sicher eine Herausforderung für unsere Gesellschaft, auf der zur Verfügung stehenden Fläche unseren Holzbedarf zu decken. Holzimporte verlagern unsere Probleme in andere Regionen des Planeten, anstatt sie zu lösen, daher lehnt der BUND Naturschutz eine globalisierte Forstwirtschaft ab - sowohl was den Holzimport aus tropischen wie borealen Wäldern angeht als auch den Export aus unseren Wäldern nach Ostasien. Wie für alle Ressourcen fordert der BUND Naturschutz auch mit Holz einen sparsamen, nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang. In diesem Zusammenhang begrüßt er ausdrücklich die verstärkte Verwendung von Holz im Bauwesen als die langlebigste Verwendung und Bindung von CO2.

Wo finde ich mehr Informationen?

Sehr umfassend, aber leider schon etwas älter ist die Monographie der LWF „Die Douglasie – Perspektiven im Klimawandel“ (LWF Wissen 59, ISSN 0945- 8131, Februar 2008, Download unter www.lwf.bayern.de).

Die Dissertation „Ertragsleistung und dendrochronologische Untersuchungen von Douglasien-Provenienzen in ausgewählten ostdeutschen Bundesländern“ von Dr. Manuela Müller an der TU Dresden vom Februar 2020 untersucht zwar die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen, enthält aber im Abschnitt 2 eine Darstellung des Wissensstand zur Douglasie.

Auf die Frage nach der Douglasie als Baumart für die Zukunft geht auch die Studie „Die vergebliche Suche nach dem Superbaum“ von Stephan Börnecke vom Mai 2020 ein, herausgegeben von Martin Häusling, MdEP. Speziell die Frage „Verändern Douglasien Wasser und Boden?“ wurde im Heft LWFaktuell 84 von Jörg Prietzel und Sven Bachmann behandelt.

Für Waldbesitzer bei Ihrer Entscheidung hilfreich ist die „Praxishilfe Klima – Boden – Baumartenwahl“ der LWF.