Das BN-Naturschutzprojekt Tüttensee
Schon Anfang der 80er Jahre befand sich der Tüttensee, ein beliebter Badesee im Landkreis Traunstein, in einem beklagenswerten Zustand. Die fischereiliche Nutzung musste eingeschränkt werden, die Wasserqualität wurde zunehmend schlechter. Schuld daran war unter anderem der zunehmende Eintrag an Nährstoffen aus der umliegenden Landwirtschaft. Der einzige Zufluss, der Hiensdorfer Graben, brachte große Mengen an Phosphaten und Nitraten, der See drohte umzukippen.
1989 legte das Wasserwirtschaftsamt Traunstein ein Sanierungskonzept vor, dessen Kern ein zwei Hektar großer Klärteich mit Überlaufleitung werden sollte. Die Kosten wurden auf damals 160.000 DM geschätzt, das Vorhaben wurde aber aus Kostengründen immer wieder auf die lange Bank geschoben. 1995 hat dann der BN ein Konzept für eine etwa zwei Hektar große natürliche Pflanzenkläranlage vorgelegt.
Die Vorteile lagen auf der Hand: Der ökologische Wert einer solchen Fläche für Natur und Artenschutz und die enorme Kosteneinsparung. Das für die Pflanzenkläranlage nötige Grundstück konnte der BN vom Landkreis pachten und zwei angrenzende kleinere Waldgrundstücke noch dazukaufen. Damit war es möglich, den Zulaufgraben zu verschließen und das Wasser über die gesamte Klärfläche verrieseln zu lassen, ohne dass angrenzendes Fremdeigentum in Mitleidenschaft gezogen worden wäre.
1997 wurden drei größere, flache Klärteiche angelegt und der gesamte Bachlauf breitflächig verrieselt. Die Kosten für Kauf und Baumaßnahmen beliefen sich auf 11.000 DM, davon waren 7000 DM bezuschusst. Damit wurden rund 150.000 DM an Steuergeldern eingespart.
Seit 1997 wird die Fläche regelmäßig unter der Leitung des BN Traunstein gepflegt, teils in Zusammenarbeit mit Schulklassen, teils mit eigenen Mitgliedern und ortsansässigen Landwirten.
Erste Messungen des Wasserwirtschaftsamtes Traunstein haben dem Tüttensee inzwischen eine gute Wasser- und Badequalität bescheinigt, sogar die weiße Seerose blüht wieder. Die Pflanzenkläranlage selbst hat sich zum größten Grünfroschvorkommen im Landkreis entwickelt, Schwertlilien, Orchideen und Rohrkolben überziehen die Fläche und sogar Bekassinen konnten schon beobachtet werden. Der Tüttensee ist ein wunderbares Beispiel zum einen für die gute Zusammenarbeit von Bund Naturschutz, Behörden und Lokalpolitikern und zum anderen für die Tatsache, dass ökologisch sinnvolle Maßnahmen oft auch die ökonomischeren sind und sich daher in vieler Hinsicht "rechnen".
Blaukernauge am Tüttensee
Im Jahr 2010 konnten wir bei der Springkrautbekämpfung auf unserem Pflegegrundstück am Tüttensee mehrere Blaukernaugen (Minois dryas) - Rote Liste 2 (Bayern) beobachten. Dieser schöne und seltene Schmetterling braucht extensiv gepflegte Feuchtwiesen und reagiert sensibel auf zu frühe Mahd. Auch den Graubindigen Mohrenfalter (Erebia aethiops) Rote Liste 3 (BRD), Schmetterling des Jahres 2003 in Nordrhein-Westfalen, haben wir angetroffen. Wir sind stolz darauf, dass wir dort, wo vor einem guten Jahrzehnt noch Intensivgrünland war, ein hochwertiges Biotop geschaffen haben. Natürlich freuen wir uns nicht nur über die raren Exoten, sondern auch über die in großer Zahl vorkommenden Kaisermäntel und Tagpfauenaugen usw.
Bildquelle: Daniel Kufner
Der Tüttensee kann und soll noch sauberer werden
Trotz aller Bemühungen mussten wir feststellen, dass vor allem bei Starkregen immer wieder erhebliche Nährstoffmengen in den Bach und in das Feuchtbiotop eingeschwemmt werden. 2016 bot sich für die Kreisgruppe Traunstein des BUND Naturschutz die Gelegenheit, zusätzliche Grünflächen und Streuwiesen entlang des Hiensdorfer Grabens mit einer Gesamtfläche von knapp 3,3 Hektar von einem Landwirt langfristig pachten.
Darunter ist auch eine ein Hektar große bisher intensiv genutzte Grünlandfläche, die nun extensiviert und an einen Biolandwirt weiterverpachtet werden soll.
„Wir sind sehr glücklich“, betont die Vorsitzende Beate Rutkowski. „zum einen werden die Streuwiesen entlang des Hiensdorfer Grabens geschützt, zum anderen wird der Nährstoffeintrag in die große Feuchtfläche weiter reduziert und der Tüttensee letztendlich noch mehr von Einträgen entlastet. Die hier lebenden Amphibien, Wasservögel und Wasserpflanzen werden es uns danken!“
Nicht nur Spaziergänger, sondern auch die Badegäste am See profitieren von den ökologischen Maßnahmen. Auch wenn die händischen Pflegearbeiten von BN-Mitgliedern unentgeltlich geleistet werden, reißt die zusätzliche Pacht ein tiefes Loch in die Kasse. Die Kreisvorsitzende hofft dabei auf Unterstützung aus der Bevölkerung: „Wir würden uns freuen, wenn wir zum Beispiel für den Pachtpreis die eine oder andere Spende bekommen würden, denn alle Besucher und auch die Natur werden profitieren. Und wer Lust hat, im Herbst mit uns die Heugabel zu schwingen, ist herzlich willkommen!“
Der Tüttensee - eine BUND Naturschutz - Erfolgsgeschichte!
Anfang der 80er Jahre befand sich der Tüttensee in einem so desolaten Zustand,dass der See kurz vor dem Umkippen war und sich unsere Kreisgruppe eingeschaltet hat. Heute zählt er zu den geretteten Landschaften – die verbandseigene Mitgliederzeitschrift hat in der Ausgabe 4-2017 den angelegten Rundweg beschrieben.
Für diesen Erfolg für Mensch und Natur müssen wir Jahr für Jahr die Pachtzahlungen finanzieren und sind dabei auf Spenden angewiesen. Wenn Sie etwas für den Erhalt des Tüttensees tun möchten, können sie HIER spenden.