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VNP Wald - Was ist das?

Die Antwort auf diese Frage sollte die diesjährige Waldexkursion der Kreisgruppe Traunstein an einem konkreten Beispiel vor Ort in einem Wald nahe Törring liefern. Die Teilnehmer wurden mit vielen fundierten Erklärungen zum Vertragsnaturschutzprogramm und auch mit eindrucksvollen Waldbildern belohnt.

Revierförster Max Poschner und Jakob Zappe zeigten anschaulich, wie sich der Vertragsnaturschutz im Wald von einer anfänglichen Förderung eines Nutzungsverzichts für die vereinbarte Zeit weiter entwickelt hat. Heute steht bei dem Programm die Förderung einzelner Bäume als Biotopbaum oder Totholz im Vordergrund. Aus Sicht der Kreisgruppe des BUND Naturschutz ist dies eine erfreuliche Entwicklung, denn sie erlaubt weiterhin die wegen des Klimawandels dringend notwendigen Maßnahmen zum Waldumbau und zur -verjüngung.

Die Anzahl der geförderten Biotopbäume ist auf 10 Stück pro Hektar begrenzt. Waldbesitzer und Revierförster müssen also anhand eines Kriterienkatalogs eine Auswahl treffen, um die für die Biodiversität wertvollsten Bäume zu finden, die eben auch die höchste Förderung ergeben. Diese ist nach Größe und ökologischer Bedeutung des Baums gestaffelt. Die Kriterien umfassen einen breiten Katalog von Mikrohabitaten, von Horstbäumen über Pilzkonsolen zu Mulmhöhlen usw. Die Förderung setzt eine Bindung für 12 Jahre voraus, die Fördersumme wird einmalig ausgezahlt. Ähnliche Bedingungen gelten für die Förderung von Totholz im Wald, wobei hier sowohl stehendes wie liegendes Stammholz, aber auch im Wald belassene Baumkronen gefördert werden können.

Dabei kamen auch die Randbedingungen zur Sprache: Die Verkehrssicherungspflicht hat Vorrang vor dem Erhalt von Biotopbäumen und Totholz. Entlang öffentlich gewidmeter Wege gibt es keine Förderung, weil von diesen Bäumen eine erhöhte Gefährung ausgeht. Die Kommunen sollten aus Sicht von AELF und Kreisgruppe bei der Widmung von Waldwegen zurückkhaltend sein, um ökologisch wertvolle Bestände nicht in Einzelflächen zu zerschneiden.

Eine Förderung nach dem Vertragsnaturschutzprogramm Wald ist an einen Wald im Sinne des Waldgesetzes gebunden, Einzelbäume oder Feldgehölze können nicht gefördert werden. In unserer Landschaft sind diese aber als Trittsteine zwischen Wäldern sehr wichtig, da der Abstand zwischen zwei Wäldern zu groß für viele Insekten, aber auch andere auf Biotopbäume und Totholz angewiesene Lebewesen ist. Ohne diese Trittsteine drohen deren Populationen zu vereinzeln und leichter zu erlöschen bzw. können die Habitate nicht wiederbesiedelt werden. Die Kreisgruppe hält daher eine entsprechende Ergänzung des Programms für geboten.

Ein Grund für die im Vergleich zu Nachbarlandkreisen relativ geringe Anzahl von Förderungen im Landkreis Traunstein lag in der Bindung nicht nur an Wald an sich, sondern an einen Wald eines bestimmten Lebensraumtyps im Sinne der FFH-Richtlinie. Da außerhalb des Bergwalds ein Fichtenanteil von über 30% jeden solchen Lebensraumtyp ausschließt, war diese Bindung ein großes Hindernis. Diese Bindung wurde jetzt aufgehoben, was die Kreisgruppe sehr begrüßt.

Stürzt ein geförderter Biotopbaum oder ein stehendes Totholz während der Förderdauer um oder brechen Teile ab, so muss alles im Wald verbleiben. Maximal ist ein Zurückziehen vom Weg oder der Rückegasse in den Bestand erlaubt.

Auch der bürokratische Aufwand wurde angesprochen: Jeder geförderte Baum muss vom Revierförster mit GPS eingemessen und sichtbar gekennzeichnet werden. Rechnet man die Zeit für die Auswahl anhand des Kriterienkatalogs und für die Antragsstellung hinzu, ist für einen Bestand ähnlich des Exkursionsziels mit ca. 3,5ha von einem Tag Arbeitsaufwand auszugehen.

Bei der Exkursion wurde ein in unserer Region seltener Eichen-Hainbuchenwald besichtigt. Bei den markierten Biotopbäumen handelt es sich um mächtige Eichen mit einem Brusthöhendurchmesser bis 110cm, die einen hohen wirtschaftlichen Wert hätten. Es ist eine bewusste und anerkennenswerte Entscheidung des Waldbesitzers, diese Bäume als geachtete Lebewesen zu erhalten.

Max Poschner wies darauf hin, dass Eichen angesichts des Klimawandels in unserer Region als Zukunftsbäume zu betrachten sind, die sich weiter ausbreiten werden. Dazu wäre allerdings eine natürliche Vermehrung und ein Aufwuchs von Jungbäumen nötig, die auf der besichtigten Fläche leider wie so oft fehlen. Die Ursache dafür ist der Wildverbiss. Die Verbissgutachten orientieren sich an der Tanne und erklären einen tragbaren Verbiss, wenn zumindest einzelne Tannen ohne Zaun heranwachsen. Bei der entsprechenden Wilddichte werden junge Eichen jedoch zu praktisch 100% verbissen. Er stimmte Karl Fischer, dem Vertreter der Kreisgruppe im Jagdbeirat zu, dass die Forderung des BUND Naturschutz nach einer angepassten Wilddichte im Klimawandel eine Überlebensfrage für unsere Wälder und letztlich auch für uns selbst ist. Max Poscher betonte, dass die Schaffung eines kühlen und feuchten Innenklimas die wichtigste Leistung eines intakten Waldes ist.

Dazu trägt auch das Totholz im Wald bei, das sich wie ein Schwamm mit Feuchtigkeit vollsaugt und diese langsam wieder abgibt, wie Jakob Zappe erklärte. Die abgestorbenen Bäume sind nicht nur Lebensraum und Nahrung für viele Lebewesen, die auf sie angewiesen sind, sondern auch Wasserspender für die jungen Bäume. Lesen Sie dazu auch unseren gesonderten Artikel „Totholz ist voller Leben!“

Die Förderung von Biotopbäumen und Totholz durch das VNP Wald ist nicht nur in vielen Fällen für den Waldbesitzer wirtschaftlich interessanter als es die Förderung des bloßen Verzichts auf jede Bewirtschaftung wäre. Sie bietet eben auch die Möglichkeit, zur selben Zeit und auf derselben Fläche die Verbesserung der Artenvielfalt und Biodiversität und die Verbesserung der Altersstruktur und Mischung der Bauarten parallel voran zu treiben.

Das bayerische Standortinformationssystem liefert dazu die Informationen über geeignete Haupt- und Nebenbaumarten, sowohl für das heutige als auch für das zukünftige Klima. Die Kritik der Teilnehmer an dem optimistischen Klimamodell für 2050 blieb dabei nicht aus. Die heute aufwachsenden Bäume müssen mit beiden Verhältnissen zurecht kommen und Spätfröste gefährden den Erfolg heute und werden auch in Zukunft nicht ausbleiben. Max Poschner zeigte, dass trotzdem auch auf einem schwierigen Standort eine beträchtliche Auswahl verbleibt. Ein aus zehn Baumarten gemischter Bestand, wie er zu empfehlen ist, kann erreicht werden, ohne dass der Waldbesitzer auf exotische Baumarten angewiesen wäre. Wir müssen uns aber darüber im Klaren sein, dass sich das Artenspektrum verschieben wird und dass sich das Waldbild in der Zukunft deutlich von dem heutigen unterscheiden wird. Ein Beispiel für eine entsprechende erfolgreiche Verjüngung auf einer benachbarten Fläche bildete den Abschluss der Exkursion.