Zur Startseite
  • Aktuelles
  • Kinder+Jugend
  • Newsletter

Was wir tun können

Veranstaltungen

Frühere Aktionen

Bürgerallianz Grenzenlos

Redebeitrag von Hermann Eschenbeck, 2. Vorsitzender der Kreisgruppe Traunstein, anlässlich der Auftaktveranstaltung der "Bürgerallianz Grenzenlos" am 31.10.2010 in Waging.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Der Bund Naturschutz fordert seit Jahrzehnten eine Menschen schützende, Klima schützende und zukunftsfähige Verkehrspolitik. Es ist nicht mehr hinnehmbar, dass der Klimaschutz und der Flächenschutz ausgeblendet wird und Millionen und Milliarden von Euro in unsinnige Verkehrsprojekte in unsere Region gepumpt werden, anstatt den ÖPNV und die Schiene auszubauen.

Unsere Region ist von der Straßenbauwut in der Politik besonders betroffen:

Der Maximal-Ausbau der A8, der Ausbau der Nord-Süd-Magistrale B 299 mit den Umfahrungen Traunstein, Trostberg und Altenmarkt und die geplante Ost-West-Verbindung von der B 304 bis nach Österreich machen unseren Landkreis zu einer Drehscheibe des Verkehrs– vor allem auch des Güterverkehrs -  nach Südost-Europa und zum Eldorado für Mautflüchtlinge.

Die Umfahrung Obing, die Umfahrung Traunreut, die geplante Trasse von Traunreut über Holzhausen nach Taching, die neu ausgebaute Verbindung Taching- Tettenhausen und die geplante Brücke in Fridolfing: all das sind Teile dieser gesteckten Ziele.

Dabei werden nicht die Ortskerne entlastet, wie vordergründig immer argumentiert wird, sondern die ganze Region mit noch mehr Verkehr und Schwerverkehr belastet.

Die negativen Auswirkungen sind enorm:

Betroffen sind die Menschen in unserer Region:
Anstatt auf zukunftsfähige Mobilität zu bauen, wird noch mehr Lärm, noch mehr Abgase und noch mehr Feinstaub produziert. Ein Beispiel ist der geplante Maximalausbau der A8. Erst wird durch eine wesentlich breitere Autobahn ohne Geschwindigkeitsbegrenzung viel mehr Lärm erzeugt und dann werden bis zu 16 Meter hohe Lärmschutzwände gebaut, die aber nur den direkt  Anwohnenden eine Erleichterung bringen, in der breiten Fläche und entlang der Hänge wird der Lärm zunehmen.

Je besser die Verkehrsanbindungen werden, desto mehr Verkehr wird kommen! Noch mehr Menschen werden immer mehr belastet. Zentrale Orte wie Palling, Waging oder Taching werden mit enormen Verkehrssteigerungen rechnen müssen. Und die Ortsdurchfahrten entlang der zuführenden Kreis- und Ortsstraßen werden in Zukunft stark belastet werden, schon jetzt ist die Situation in vielen Orten unzumutbar, wie z.B. in Oderberg, um nur ein Beispiel zu nennen.

Die Forderung nach weiteren Umgehungsstraßen wird unausweichlich sein, die Spirale dreht sich weiter! Und gleichzeitg fehlt überall das Geld zum Erhalt bestehender Verkehrswege.

Betroffen ist auch die Natur in unserer Region:
Der Neubau von Straßen sowie die damit unweigerlich verbundenen Zerschneidung- und Verinselungseffekte für Lebensräume ist eine der Hauptursachen der anhaltenden Artenverluste.

Dabei sind nicht nur wertvolle Naturschutz-, Landschaftsschutz- und FFH-Gebiete betroffen. Vor allem auch landwirtschaftliche Flächen werden erheblich reduziert. Eine flächendeckende Extensivierung der Landwirtschaft, wie sie für den Boden- und Gewässerschutz notwendig ist, sowie eine regionale Versorgung der Bevölkerung wird unter diesen Umständen immer schwieriger.

Betroffen ist die Landschaft in unserer Region:
Der Flächenverbrauch für neue Straßen ist enorm. Zum Teil werden an der B 299 neu die Steigungen dreispurig gebaut werden. Tunnelportale, Einschleifungen, Kreisverkehre, Unter- und Überführungen, Regenrückhaltebecken und Böschungen verbrauchen wertvollen Boden und verschandeln die Landschaft. Auch der Erholungswert für Einheimische und Gäste wird immer weiter reduziert.

Es gäbe ja Alternativen, aber die werden sträflich vernachlässigt:

Der Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke Mühldorf-Freilassing ist nach Aussagen der DB RegioNetz GmbH in diesem Jahrzehnt nicht mehr vorgesehen. Dies steht in krassem Widerspruch zu den vollmundigen Aussagen des Verkehrsministers Dr. Peter Ramsauer.

Die Schienennetze und das Zugangebot werden ausgedünnt, wie z.B. die Verbindung Traunstein-Garching.

Dafür soll eben an diesem Nebengleis eine rund 1 km lange und mit allen Nebenanlagen 20-25 ha große Güter-Umschlagsanlage  gebaut werden.
Die Güter auf der Bahn müssen dabei sämtlich durch die Stadt über oft unbeschrankte Bahnübergänge, vorbei an Schulen, Wohnhäusern und Krankenhaus transportiert werden.
Dabei ist der Bedarf vor Ort gar nicht gegeben, die Güter per LKW müssten ebenfalls von weit her kommen. Das Terminal in Salzburg könnte mit einer wesentlich besseren Verkehrsanbindung einen Großteil der Umschlagsmenge aufnehmen.

Das ist nicht die Stärkung der Bahn, wie wir sie uns vorstellen. Auch hier fehlt die Vernunft bei diesem überdimensionierten Projekt, bei dem vor allem möglichst viele Fördergelder abgeschöpft werden sollen.

Der ÖPNV ist in unserer Region keine Alternative zum Auto. Am Wochenende, am Abend und auch in den Ferien sind viele Orte gar nicht oder nur sehr unzureichend angebunden. So wird eben in vielen Familien das Zweit- und Drittauto angeschafft und die wenigen Busse, die fahren, bleiben leer.

Die politischen Entscheidungsträger sind schon lange regional, national und international vernetzt in Planungsverbänden, Wirtschaftsverbänden oder Euregio-Verbänden.

Der Bund Naturschutz begrüßt es daher ausdrücklich, dass sich auch die Initiativen für eine bessere Verkehrspolitik in unserer Region zusammenschließen.

Eine Vernetzung ist die einzige Möglichkeit, den Bürgern mehr Gehör in der Poliitk zu verschaffen.

Wir wollen gemeinsam mit Ihnen nicht nur gegen unsinnige Straßenbauprojekte kämpfen, sondern wir wollen vor allem f ü r  eine besserer Verkehrspolitik kämpfen.

Es ist wichtig, dass wir gemeinsame Forderungen stellen:

  • Keine neuen Verkehrsverbindungen in unserer Region, keine weitere Belastung der Bürger und unserer Heimat!
  • Wir brauchen ein bestandsorientiertes und bürgernahes Verkehrskonzept, dass den ÖPNV als wichtigen Teil mit einschließt. Der ÖPNV muss endlich auch auf dem Land eine Alternative zum Auto werden.
  • die LKW-Maut muss auf alle Straßen ausgeweitet werden
    Transporte müssen  vermieden werden, wo immer es geht! Wir müssen endlich herunter von den enormen Gütermengen, die unser Land tagtäglich durchwalzen.
    Güter müssen auf die Bahn, aber Güter-Umschlagplätze müssen bedarfsgerecht geplant werden

Wir Bürger sind gefordert, uns einzubringen, denn auf uns kommt es an! Unsere Zukunft sind nicht die Menschen, die hier durchfahren, sondern die Menschen, die hier leben und arbeiten!