Zur Startseite
  • EU-Wahl 2024
  • Aktuelles
  • Kinder+Jugend
  • Newsletter

Was wir tun können

Veranstaltungen

Frühere Aktionen

Was tun, wenn der Wolf oder der Bär kommt?

Wir können die Almbauern und -bäuerinnen unterstützen!

So dachten auch etliche tatkräftige Männer und Frauen und folgten im Herbst 2023 dem Aufruf von Wikiwolves. Sie trafen sich auf dem Regauer Hof in Oberaudorf, sieben Wochen lang meist an den Wochenenden, um die Winterweide am Bergbauernhof prädatorensicher zu machen. Sie hämmerten Pfosten in den Boden, befestigten hunderte von Isolatoren und umspannten den ca. 1,2 km langen Herdenschutzzaun fünffach mit Litzen. Almbäuerin Steffi Pempe schätzt, dass insgesamt ca. 700 Arbeitsstunden nötig waren um den Zaun fertigzustellen, wobei sie selber monatelang mit Informationsbeschaffung, Planung, Verhandlungen und dem Bau und Umbau (wenn sich etwas als fehlerhaft herausstellte) beschäftigt war.
Nachdem die Winterweide am Hof nun fertiggestellt ist, möchte Steffi ihre Tiere auch auf der Sommerweide schützen. Daher geht es vor dem Almauftrieb mit der Almfläche weiter. Diese soll im April/Mai, bevor die Kühe, Kälber und Ponys ihr Sommerquartier beziehen dürfen, fertiggestellt sein. Dort wird ein ca. 1,5 km langer Zaun benötigt. Dafür braucht es, wie im Herbst, viele helfende Hände. Der Bayerische Staat übernimmt zwar die Kosten für das Material, nicht aber die Kosten für die Arbeitsleistung.
Als eine der Helferinnen kann ich nur sagen, es macht Spaß zusammen mit anderen an einem Projekt in der Natur zu arbeiten und die Situation der Almbauern eingehender kennenzulernen. Helfen macht Freude – sogar, wenn es regnet, und es gibt das gute Gefühl, hier sinnvolle Hilfe zu leisten!
Text: Monika Karg (BN TS)
Wer im April/Mai mithelfen möchte, wendet sich an unsere Geschäftsstelle

Abschussgenehmigung für Wolf

BUND Naturschutz klagt gegen Abschussgenehmigung für Wolf

Am Montag, den 17.01.2022 hat die Regierung von Oberbayern per Allgemeinverfügung einen Wolfsrüden zum Abschuss freigegeben - er wäre damit der erste in Bayern geschossene Wolf seit 140 Jahren!

Der BUND Naturschutz wird gegen diese Allgemeinverfügung klagen, denn wir halten die Entnahmebegründung für nicht haltbar. Der betroffene Wolf stellt keine Gefahr für Menschen dar, da er sich nicht abnorm verhalten hat. Er hat nicht die Nähe des Menschen gesucht, sondern nur leicht zu erlangende Beute.

Vielmehr ist es daher wichtig, dass Weidetierhalter beim notwendigen Herdenschutz beraten und noch besser finanziell unterstützt werden.

Die Allgemeinverfügung hält der BUND Naturschutz für nicht mit dem Natur- und Artenschutzrecht vereinbar

Der betroffene Rüde GW2425m wurde vom 13.12. bis 19.12.2021 in den Landkreisen Rosenheim, Traunstein und Berchtesgaden gesichtet und hat nach genetischen Untersuchungen in der Region einige Tiere angegriffen. Dabei hat er im Landkreis Traunstein eine Ziege in Bergen, ein Rotwildtier im Gehege in Inzell und zwei Ziegen in Unterwössen verletzt oder getötet. Seit dem 19.12.2021 (letzter gemeldeter Riss in Marktschellenberg) sind keine Hinweise mehr eingegangen.

Der zum Abschuss freigegebene Wolf ist zwar in Bergen in unmittelbarer Nähe zu menschlicher Siedlung bei seiner nächtlichen Wanderung gesehen worden, hatte aber keinen direkten Kontakt zu Menschen, bei der einzigen kurzen Begegnung mit dem Besitzer der Ziege in Bergen ist der Wolf sofort geflüchtet.

Wäre dieser Wolf nachgewiesenermaßen eine Gefahr für Leib und Leben von Menschen oder hätte er wiederholt Weide- oder Stalltiere, die bestmöglich durch wolfsabwehrende Zäune oder Herdenschutzhunde gesichert sind, überwunden, wäre eine Tötung nach europäischem Recht und dem bayerischen Wolfsaktionsplan gerechtfertigt.

Dies würde vom BUND Naturschutz klar akzeptiert, denn der Schutz des Menschen hat für uns oberste Priorität. Der betroffene Wolf zeigte aber bisher keinerlei Verhalten, das auf eine erhöhte Gefährdung für Menschen hinweist. Auch im Aktionsplan Wolf der Staatsregierung ist für diesen Fall keine Tötung vorgesehen, sondern der Schutz von Weidentieren in Hof- und Siedlungsnähe sowie eine Vergrämung. Von einem Abschuss ist dort nicht die Rede.

Der Wolf und der Mensch

Die Erfahrung von über 20 Jahren Wolfspräsenz in Deutschland mit mittlerweile geschätzten 400 erwachsenen Wölfen (in Bayern nur 13) zeigt, dass von Wölfen im Allgemeinen keine Gefahr für Menschen, auch nicht für Kinder ausgeht. Während Begegnungen von Wölfen auf kurze Distanz unter 30 Meter relativ häufig sind und in den vierstelligen Bereich gehen, ist daraus nie ein Angriff eines Wolfes auf einen Menschen entstanden. In den 20 Jahren ist kein einziger Mensch in Deutschland gebissen worden. Der Traunsteiner Wolf wäre der erste Wolf in Bayern seit 140 Jahren, der mit staatlichem Segen bzw. auf staatliche Anordnung abgeschossen wird, obwohl die Tiere national und international streng geschützt sind.

400 Wölfe

in Deutschland

13 Wölfe

in Bayern

0 Übergriffe

auf Menschen

Von Wölfen geht im Allgemeinen keine Gefahr für Menschen aus.

Der BUND Naturschutz hat großes Verständnis für die Sorgen und den Frust der Weidetierhalter, die Bilder von gerissenen Schafen, Ziegen und Lämmern sind auch für uns schmerzhaft.

Darum ist der BUND Naturschutz seit Jahren darum bemüht, die Tierhalter bei der Sicherung ihres Weideviehs zu unterstützen. Die Mehrkosten und der Mehraufwand dürfen nicht allein an den Landwirten hängen bleiben. Aus diesem Grund setzen wir uns dafür ein, dass Herdenschutzmaßnahmen flächendeckend für alle Landwirte in Bayern (nicht nur in den Fördergebieten, zu denen auch der Landkreis TS gehört) finanziell unterstützt werden, denn die Weidetierhaltung ist für uns im Hinblick auf eine artgerechte Tierhaltung und den Artenschutz in Bayern unverzichtbar.

Lifestock Project

Mit dem vom BUND Naturschutz mitinitiierten internationalen EU-Life-Projekt "LIFESTOCK PPROTECT"  bieten wir in ganz Bayern auch für Weidetierhalter Schulungen zum Herdenschutz an und unterstützen Freiwilligeneinsätze für den Bau von Herdenschutzzäunen, um eine Koexistenz von Weidetieren und Wildtieren zu ermöglichen. Der BN finanziert außerdem Personalstellen für alle Fachfragen zum Herdenschutz, um Ansprechpartner auch für die Landwirte sein zu können. Die Zusammenarbeit im Projekt erfolgt mit Regionen in Österreich und Südtirol, in denen Wölfe schon viele Jahre heimisch sind und die daher viel Erfahrung mit funktionierendem Herdenschutz haben.
Die nun betroffenen Gebiete in den Landkreisen Traunstein, Rosenheim und Berchtesgadener Land liegen in der Förderkulisse, die Landwirte können dank der staatlichen Förderung einen 100-Prozent-Zuschuss für Herdenschutz beantragen, was wir sehr begrüßen.

Für die Entnahme des Wolfes im vorgesehenen Gebiet in den drei Landkreisen - jeweils südlich der A8 - sind den Jägern keine Vorgaben gemacht. Es darf bis Ende März erst einmal jeder Wolf geschossen werden und dann wird überprüft, ob es sich um das richtige Tier handelt. Wenn nicht, dann geht die Jagd weiter. Das ist mit dem Natur- und Artenschutz nicht vereinbar!

Und selbst wenn der Wolf erlegt werden oder nicht mehr aufzufinden sein sollte, ist es sicher, dass weitere Wölfe bei uns durchziehen werden.

Wir bitten die Tierhalter in unserem Landkreis daher, alle Fördermöglichkeiten auszuschöpfen und individuelle Lösungen für den Herdenschutz umzusetzen. Ansprechpartner hierfür ist das AELF Traunstein.
Wenn Bedarf für Herdenschutzkurse oder Beratungsgespräche vor Ort besteht, dann können über das LIFEstock-Protect-Projekt gerne entsprechende Angebote gemacht werden. Bitte wenden Sie sich gerne an unseren Wolfs-Experten Uwe Friedel Uwe.Friedel@bund-naturschutz.de.

Dipl.-Biol. Beate Rutkowski
1. Vorsitzende


Denkanstoß zum Wolfsmanagement

Forderung nach Esel, Lamas und Alpakas sowie Stellen für das Wildtiermanagement in allen Landkreisen

Die Wolfsrisse im Landkreis Traunstein Ende des letzten Jahres ließen die Diskussion, wie zukünftig mit dem Wolf umgegangen werden sollte, erneut aufkochen. Dabei haben sich die Fronten weiter verhärtet.

Der Naturschutz in all seinen Formen beruft sich vor allem auf EU-Recht und ist damit gegen einen generellen Abschuss des streng geschützten Wolfes. Die Landwirte, die ihre Nutztiere in Gefahr sehen, sind tendenziell für eine Entnahme des Raubtieres. Wie bei vielen Diskussionen dieser Art liegt die praktikable Wahrheit wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Die Tatsache, dass nicht einmal eindeutig geklärt ist, was ein „Problemwolf“ ist und was nicht, macht dabei die Sache nicht einfacher.

Von staatlicher Seite sehen sich insbesondere die Landwirte im Stich gelassen. Neben fehlendem Gehör mangelt es vor allem an der Aufklärung. Informationen sind oft zu unzugänglich und Anträge oft zu bürokratisch. Dies liegt insbesondere an der mehr als unterbesetzten Abteilung für „Wildtiermanagement Großer Beutegreifer am LfU in Hof. Die Flut an Anfragen und Anträgen die dort täglich eingehen, ist für dieses kleine Team kaum zu bewältigen.

Auch das mag der Grund sein, warum neben den Schutzzäunen und den Hütehunden kaum an andere Alternativen zur Wolfsabwehr gedacht wird. Alternativen, die praktikabler und günstiger sind.

Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Es soll hier nicht darum gehen, Argumente der jeweiligen Parteien gegenseitig aufzuwiegen – das machen bereits zahllose andere Beiträge. Hier geht es darum, kurz zu zeigen, dass es noch weitere Optionen gibt. Ob man diese Option für sich annimmt und gegebenenfalls in eine Diskussion mit einbringt, bleibt jedem selbst überlassen.

Alpakas, Esel und Lamas – diese drei Tierarten werden in der Diskussion um den optimalen Herdenschutz weitestgehend übergangen.

Und doch sind sie echte Alternativen zu den Schutzzäunen und Hütehunden. Alle drei Huftiere vereint die tiefe Abneigung gegen Hundeartige und somit auch gegen den Wolf. Im Gegensatz zu Schafen, die die Flucht ergreifen, stellen sich diese Tiere naturgegeben dem Angreifer. Eine Eigenschaft, die man sich als Landwirt zunutze machen könnte.

Um zu verstehen, wie gut Esel und Co. als Herdenschutz fungieren können, müssen wir uns aber zunächst erst den Wolf genauer ansehen. Der Wolf ist ein sehr intelligentes und rational denkendes Tier, das gerade beim Erlegen der Beute gerne den Weg des geringsten Widerstandes geht. Das heißt auch, dass er klar abwägt, ob er sich die Mühe macht und einem Wildtier in den felsigen Berghängen der Alpen nachjagt, oder ob er sich an einer Schafherde vergeht, die ihm weitestgehend ungeschützt fast wie auf dem Präsentierteller dargeboten wird. Für was er sich entscheidet, dürfte klar sein. Und hier setzen alle Herdenschutzmaßnahmen an. Es muss für den Wolf schwieriger sein, ein Schaf aus dieser Herde zu erlegen, als beispielsweise einen Hasen in der freien Wildbahn zu jagen.

Genau dieses Abwägungsverhalten führt auch dazu, dass sich der Wolf ganz genau überlegt, ob er eine Herde angreift, in der sich ein oder mehrere Esel befinden. Dabei ist ihm die enorme Beiß- und Trittkraft der Huftiere sehr wohl bewusst und ebenso, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit als Verlierer aus dieser Konfrontation herausgeht. Gerade einzelne Wölfe, ob als Durchgangsbesucher oder Dauergast, sind sich sehr wohl im Klaren, dass sie kein Rudel haben, das sie im Falle einer Verletzung mit Nahrung versorgt, bis sie wieder genesen sind. Dieses Risiko geht der Wolf in der Regel nicht ein.

Beispiele in denen Esel, Lamas und Alpakas erfolgreich als Herdenschutz gegen Hundeartige etabliert sind, finden sich auf der ganzen Welt. Neben Spanien, Italien, Kanada, USA, Australien sowie einige Länder aus dem Osten, sind vor allem unsere Nachbarn in der Schweiz und in Österreich dabei, diese Art des Herdenschutzes salonfähig zu machen.

Die Vorteile liegen dabei auf der Hand. Für den Landwirt gibt es keine große Umstellung. Nachdem er ein oder mehrere Tiere in die Herde (egal ob Schaf, Rind oder Pferd) integriert hat, muss er lediglich dafür sorgen, dass genügend Futter und eine geeignete Stallung im Winter zur Verfügung steht. Tägliche Besuche, wie sie zum Beispiel beim Hütehund vonnöten wären, würden dabei entfallen. Zudem sind diese Tiere deutlich genügsamer als es beispielsweise Schafe sind und machen den Erhalt der Almweideflächen deutlich einfacher. Gegenüber Wanderern sind die Tiere dabei völlig harmlos und stoßen alleine deshalb schon auf eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung. Lediglich Hundehalter sollten ihre Lieblinge an der Leine halten, was aber in den Alpen ohnehin eine Selbstverständlichkeit sein sollte.

Aus finanzieller Sicht, sind neben den anfallenden Versorgungskosten auch die Anschaffungskosten deutlich geringer als sie es bei einem Hütehund wären. Der ökonomische Vergleich zu einem Schutzzaun erübrigt sich.

Neben vielen weiteren Vorteilen gibt es natürlich auch Nachteile und auch ein hundertprozentiger Herdenschutz kann mit den Huftieren nicht gewährleistet werden. Dennoch ist die Integration von Esel, Lamas und/oder Alpakas die Methode, die sowohl aus ökologischer, wie auch aus ökonomischer Sicht die meisten Vor- und den wenigsten Nachteilen bietet. Es wäre also die einzig logische Konsequenz Esel und Co. ebenfalls in das Förderprogram für den Herdenschutz mit aufzunehmen.

Nur wie geht man das an bei einer Behörde, die notorisch unterbesetzt ist? Man bringt die Regierung dazu, mehr Stellen zu schaffen, indem man auf das Problem durch Artikel wie diesen und lauter werdende Forderungen aus der Bevölkerung aufmerksam macht. Im Prinzip ist es längst überfällig, dass neben einer personellen Aufstockung am LfU in Hof, jeder Landkreis einen Wildtiermanager bekommt. Dieser fungiert als Sprachrohr zwischen den Behörden (UNB, LfU, …) und koordiniert die einzelnen Berater. Berater wie es sie für das Biber- oder auch das Fledermausmanagement schon gibt und für den Wolf geben sollte. Gerade auch in Anbetracht weiterer Neuankömmlinge wie den Goldschakal, die uns neben dem Wolf in Zukunft beschäftigen werden, ist dies ein längst überfälliger Schritt.