Ortsumfahrung Seebruck
Am 5. Oktober 2023 fand eine Begehung mit unserer Ortsgruppe Seeon-Seebruck-Truchtlaching, mit Grundeigentümern, dem Bürgermeister, einigen Gemeinderäten und ca. 100 interessierten Bürgerinnen und Bürgern zu den verschiedenen Trassenvarianten im Alztal statt.
Der BUND Naturschutz lehnt nicht nur die vorgeschlagene Entlastungsspange, sondern alle Trassenvarianten für eine Ortsumgehung aus folgenden Gründen ab:
- der enorme Flächenverbrauch
- Zerstörung wertvoller Böden, auch Moorböden
- die Steigerung des Verkehres durch die Vermeidung der Ortsdurchfahrt. Dies macht die Staatsstraße vor allem für den überregionalen LKW-Verkehr attraktiv
- die Verkehrssteigerung führt zu noch mehr Verkehr z. B. in Chieming und würde weitere Umfahrungstrassen (Umfahrung Chieming) nach sich ziehen und damit weiteren Flächenverbrauch und die Belastung weiterer Böden, Landschaften und Menschen durch Lärm und Abgase
- die Zerstörung von Biotopen in den Alzauen und die erheblichen Eingriffe in Landschaftsschutzgebiete und FFH-Gebiete
- die Steigerung des Schadstoffausstoßes und des Eintrages in Schutzgebiete wie das Grabener Moor (das Grabener Moor ist übrigens eine Ausgleichsfläche, die Moorrenaturierung wurde mit großem Aufwand durch den Landkreis durchgeführt)
- die Neuverlärmung bisher beruhigter Gebiete
- die Gefahr von Ausweisungen von Bau- und Gewerbegebieten, eine Umfahrung führt immer zu gut erschlossenen Baugebieten (siehe Obing)
- der Klimawandel ist inzwischen bei jedem von uns angekommen, wir haben Stürme, Hochwasserereignisse, Starkregenereignisse fast jedes Jahr. Dieser September ist durchschnittlich 1,5 Grad wärmer gewesen, als das langjährige Mittel. Auch dieses Jahr ist wieder das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
- wir haben ein Verfassungsgerichtsurteil, das untersagt, die Folgen des Klimawandels auf die nächsten Generationen abzuwälzen
- auch der Verkehrssektor muss einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, wir brauchen nicht mehr Straßen, sondern weniger Verkehr!
- Ein Kosten-Nutzen-Verhältnis rechnet sich nur, wenn man die Zeitersparnis monetär berechnet. Der Schaden für die Natur, für das Klima und die Artenvielfalt wird nicht bewertet.
Um die Bürger in Seebruck und den umgebenden Siedlungen trotzdem vom Verkehr zu entlasten, brauchen wir auch auf lokaler Ebene eine Verkehrswende:
- Nach Aussage von Verkehrsminister Bernreiter werden keine Umfahrungen gegen den Willen der betroffenen Gemeinden durchgedrückt
- Wir brauchen also die Gemeinde, den Gemeinderat, den Bürgermeister und die Mehrheit der Bürger, damit sich im Verkehrssektor etwas ändert
- Zusammenschlüsse mehrerer Gemeinden für eine Verbesserung von Anschlüssen
- die Kosten für Straßenneubauten müssen in den öffentlichen Verkehr investiert werden (Stundentakt in die Dörfer, 49.--Ticket, Rufbuslinien, Ringlinien etc.)
- mehr Güter auf die Schiene, mehr Busfahrer und weniger Lkw-Fahrer
- regional einkaufen, Transporte vermeiden
- Mehr Platz für Radfahrer
- Verkehrsberuhigung innerorts, damit der Durchgangsverkehr erträglich bleibt und auf ein Minimum reduziert wird.
- Alternative Beschilderung der Verkehrsführung, der überregionale Lkw-Verkehr darf erst gar nicht nach Seebruck geleitet werden
- Nicht mehr Straßen, sondern weniger Verkehr, denn wer Straßen sät, wird Verkehr ernten
- die Erkenntnis, dass es so wie bisher nicht mehr weitergehen kann
Auch unser Ortsgruppenvorsitzender Richard Gruber hat sich mit einem Statement geäußert:
Wir vom Bund Naturschutz sind unabhängig von privaten Belangen ein St.Florian-Prinzip gibt es nicht bei uns, unsere Aufgabe ist Natur, Umwelt und Mensch vor gravierenden Eingriffen zu schützen!
- Wir müssen bei der Sache Klimaschutz und Verkehr endlich und ehrlich Umdenken und zeitnah handeln!
- Es kann nicht sein, dass die Bundesregierung Co² Einsparung bei Haus und Heizung fordert und den Sektor Verkehr und Mobilität bei 60 % er Co² Verursachung außer acht lässt.
- Wer weitere Straßen und Umgehungen baut, sät nur weiteren Verkehr, für die Sanierung bestehender Straßen fehlt aber oft das Geld!
- der überregionale Schwerlastverkehr darf nicht durch weitere Ortsumgehungen angezogen werden, hierzu haben wir die Autobahnen!
- Bei der Verkehrs- und Mobilitätswende sind wir alle gefragt und das geht nur miteinander mit allen Beteiligten.
- Wir sind ein wunderschöner Tourismussort und die Gäste schätzen unsere intakte Natur und Erholung.
- Wir wünschen uns ein regionales und kommunales Verkehrskonzept, ohne Umgehungsstraßen über unser schönes Alztal.
Weniger ist mehr, nur so hat Natur und Umwelt mit unseren Nachkommen eine nachhaltige Zukunft!
Fazit:
Die Ortsbegehung in Stöffling war mit den vielen Teilnehmern und ihren Wortmeldungen
und deren Austausch eine gute Sache, uns die Augen zu öffnen!
Es kann nie zu früh sein, um zu erkennen, das unser Juwel Alztal zu schade ist für all ihre möglichen Umgehungstraßen-Trassen!
" Wir lieben unser Alztal und wollen es schützen " !
Warum lehnt der BUND Naturschutz den Bau der Entlastungsspange ab?
Zerstörung eines wertvollen und nicht zu ersetzenden Hochmoor- und FFH-Gebietes
Verlust von Biotopen und Artenvielfalt durch ein massives Brückenbauwerk und Straßentrassen
Durch die neue breite und geradlinige Straßenführung wird der schnelle Verkehr und der Schwerlastverkehr weiträumig angezogen
Massiver Flächenverbrauch und Bodenversiegelung. Massive negative Veränderung des Ortsbildes durch zwei Brücken und der hohen Brückenführung
Sinnlose Verschwendung von Steuergeldern auf Kosten von Mensch und Natur
Verkehrssituation wird zu Lasten vieler Anrainer-Bürger nur verlagert und insgesamt verschlechtert
Für eine echte Verkehrswende und mehr Klimaschutz brauchen wir andere Maßnahmen, als immer nur Straßenneubau und noch mehr Flächenverbrauch.
Der BN fordert daher
die Sanierung der bestehenden Brücke, um sie mit einer Tonnagebegrenzung auch in Zukunft nutzen zu können
eine Verbesserung der Situation für die Radfahrende und Fußgänger*innen, zusätzlicher Radfahrstreifen schaffen durch einen Anbau an die sanierte Brücke
eine Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 30
eine Reduzierung des Individualverkehrs durch gute und kostengünstige oder gar kostenlose ÖPNV-Angebote
eine Reduzierung des Schwerlastverkehrs durch mehr Verlagerung auf die Schiene