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Eschen in den Alzauen

Die diesjährige Waldexkursion der Kreisgruppe Traunstein des BUND Naturschutz in Kooperation mit der Waldbesitzervereinigung (WBV) und dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Traunstein führte in den Auwald entlang der Alz bei Tacherting. Wo vor 40 Jahren ein instabiler Fichtenforst stand, beeindruckt heute eine artenreiche Hartholzaue mit dichtem Unterwuchs, die ganz überwiegend durch Naturverjüngung entstanden ist. Extensiv bewirtschaftet und gepflegt hat sie nicht nur ökologischen, sondern auch wirtschaftlichen Wert. Das Absterben der Esche ist zwar nicht zu übersehen, aber einzelne Exemplare widersetzen sich dem erfolgreich und machen Hoffnung, die Art nicht ganz zu verlieren. Andere heimische Baumarten sind schon bereit, die Lücken zu füllen.

Fast 20 Interessierte trafen sich in Wajon / Gde. Tacherting zur diesjährigen Waldexkursion der Kreisgruppe Traunstein des BUND Naturschutz. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Waldbesitzervereinigung (WBV) und dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Traunstein statt. Ziel war der Auwald entlang der Alz. Wo vor 40 Jahren ein instabiler Fichtenforst stand, beeindruckt heute eine artenreiche Hartholzaue mit dichtem Unterwuchs, die ganz überwiegend durch Naturverjüngung entstanden ist. Extensiv bewirtschaftet und gepflegt hat sie nicht nur ökologischen, sondern auch wirtschaftlichen Wert. Dem Waldbesitzer wird heute eine Fülle von Informationen bereit gestellt, wie ein von der Fichte dominierter Bestand in einen zukunftsfähigen Mischwald umgebaut werden kann. Die Frage, wie ein von der Esche maßgeblich geprägter Auwald fit für die Zukunft gestaltet werden kann, wird dagegen kaum erörtert. Dieser Frage wollte die Kreisgruppe auf ihrer Exkursion nachgehen.

Ein stürmisches Ende

1987 übernahm Werner Schindler die Bewirtschaftung des Auwalds und fand auf dem größten Teil der Fläche eine Fichtenmonokultur vor. Der Bestand war sichtlich instabil, ein Großteil der Bäume wies Braunfäule auf. Entlang der Alz hat der Fluss Kies und Sand meterhoch abgelagert. Der Standort ist daher die meiste Zeit sehr trocken, wird aber bei großen Hochwassereignissen immer wieder überflutet – teilweise brusthoch, wie Werner Schindler berichtete. Im Nadelwald konnte sich kaum Humusauflage bilden, teilweise war sie nur fünf Zentimeter stark. Klar war: Der Fichtenforst würde auf diesem Standort keine Zukunft haben. Noch während die ersten Arbeiten zum Waldumbau liefen, schuf der Orkan Wiebke neue Tatsachen. Fast alle Fichten wurden geknickt oder entwurzelt. Die aufgeklappten Wurzelteller waren meist nur wenige Zentimeter dick – eher „Wurzelplatten“ als Wurzelteller.

Ein Neubeginn verselbständigt sich

Am Anfang des Neubeginns standen wie so oft Pflanzungen, um die größten Lücken zu schließen. Bald wurde jedoch klar, dass zwischen den rasch aufkommenden Sträuchern auch Bäume der Hartholzaue einen Standort fanden. Dabei boten die Sträucher den Bäumen willkommenen Schutz. Das war der Ausgangspunkt für eine grundlegende Änderung des Bewirtschaftungskonzeptes. Statt aufwändiger Pflanzung wurde dort das Wachstum der Sträucher in die Breite begrenzt, wo sie junge Bäume bedrängten und ihnen zu viel Licht nahmen. Diese Maßnahme wird bis heute regelmäßig etwa alle 6 Jahre ausgeführt.
Auf diese Weise bildete sich mit geringem Aufwand aus der Naturverjüngung ein sehr artenreicher Laubwald der Hartholzaue mit Esche, Ulme, Linde, Spitz- und Bergahorn, aber auch Feldahorn und Vogelkirsche sind zu finden. Genauso eindrucksvoll ist der dichte Unterwuchs mit einer Strauchschicht aus Haselnuss, Hartriegel, Weißdorn, Liguster, Heckenrose und vielem mehr. Eine Rarität ist ein einzelner Weißdorn, der sich zu einem Baum mit einem Stammdurchmesser von über 20 cm und mehr als 10 m Höhe entwickelt hat. Auch Walnussbäume finden sich, vermutlich wurden Nüsse ebenso von Vögeln hierher getragen wie die Beeren anderer „Gartenflüchtlinge“ wie Cotoneaster. Ergänzt wird das Artenspektrum durch eingebrachte Elsbeeren und Eichen, Wildapfel und Wildbirne oder die aus Nordamerika stammende Schwarznuss.
Beate Rutkowski erklärte, dass aus Sicht der Kreisgruppe des BUND Naturschutz einzelne Trupps exotischer Baumarten im Wirtschaftswald nicht nur akzeptabel, sondern angesichts der Unsicherheit, wie unser Wald in 50 oder 80 Jahren überhaupt aussehen kann, sinnvoll sind. Sie verwies dazu auch auf die Erfahrungen im Traunsteiner Stadtwald. Abzulehnen sind dagegen neue Monokulturen, wie sie zum Beispiel in Frankreich mit Douglasien aufgeforstet werden. Die Frage, ob und wie sich an Baumarten wie der Schwarznuss eine Symbiose mit Pilzen, die Mykorrhiza, einstellt konnte vor Ort nicht abschließend beantwortet werden. Ein Ausbleiben ist aber wohl nur bei flächigem Anbau nicht heimischer Baumarten zu bedenken.
Die Arten der Weichholzaue fehlen hier. Einige prächtige Altbäume der Silberweide stehen unmittelbar am Alzufer, aber es gibt keine Verjüngung. Auch die Erle sucht man vergebens. Nach der Regulierung der Alz gibt es nur noch etwa alle 10 Jahre großflächige Überschwemmungen – das ist für diese Arten zu selten. Da die aus den Alpen zur Donau fließenden Flüsse fast durchgehend in ein begradigtes, hochwassersicheres Bett gezwängt wurden, ist die Weichholzaue auf regelmäßig überfluteten Kiesbänken aus unserer voralpinen Landschaft fast verschwunden. Der heute fehlende Eintrag von Nährstoffen bei einer Überschwemmung des Auwalds wird durch die Humusbildung aus dem Laub offenbar gut kompensiert. Werner Schindler berichtete von einer seit dem Waldumbau stetig wachsenden Humusauflage.

Skurrile Reviergrenzen

„Der Wald zeigt, ob die Jagd stimmt“ – sowohl Werner Schindler als auch der zuständige Revierförster Helmut Gattinger betonten, dass dieser Waldumbau durch Naturverjüngung nur bei einem entsprechend angepassten Schalenwildbestand erfolgreich ist. Die ersten Jahre mussten alle Flächen arbeits- und kostenintensiv mit Wildzäunen geschützt werden, damit sich Wald entwickeln konnte. Die Gemeindegrenze zwischen Tacherting und Feichten, und damit auch die Landkreisgrenze zwischen Traunstein und Altötting wurde noch vor der Regulierung und Begradigung der Alz festgelegt. Teile des Auwalds am linken Alzufer gehören heute zur Gemeinde Feichten (und umgekehrt). Damit gehören diese Flächen auch zur Jagdgenossenschaft Feichten, was eine durchgehende Bejagung erschwert. Bestrebungen, die Jagdreviere im Zuge eines Flächentauschs der heutigen Realität anzupassen, sind vor einigen Jahren gescheitert. Für den BUND Naturschutz ist dies angesichts der Bedeutung der Jagd für den Erhalt unserer Wälder bei den bestehenden Herausforderungen durch Klimawandel und Umwelteinflüsse schlichtweg unverständlich.
Eine Besonderheit im Landkreis Traunstein ist, dass das Wasserwirtschaftsamt in den Jagdgenossenschaften durch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vertreten wird. Aus Sicht der Kreisgruppe sollte diese erfolgreiche Regelung in ganz Bayern eingeführt werden.

Ein ungebetener Gast

Anders als bei einem Gewässer dritter Ordnung reicht der Privatwald an der Alz nicht bis an das Ufer. Die letzten Meter sind staatlicher Besitz, zuständig ist das Wasserwirtschaftsamt. Dass für dieses Amt und seine Flussmeisterstelle andere Ziele im Vordergrund stehen als für einen Waldbesitzer im benachbarten Auwald, liegt auf der Hand. Für den BUND Naturschutz ist es aber nicht akzeptabel, wenn sich in Folge der Bewirtschaftung der hochgradig invasive japanische Staudenknöterich hier in großflächigen, dichtesten Beständen ausbreitet und jede naturgemäße Vegetation erstickt. Ein intakter Auwald und eine geschlossene Vegetationsdecke sind eine wichtige Vorsorge, um einer unkontrollierten Ausbreitung von Neophyten, ob Goldrute, Springkraut oder Staudenknöterich entgegen zu wirken.

Abschied von der Esche?

Die Esche war und ist immer noch eine das Bild dieses Auwalds maßgeblich prägende Baumart. Die Folgen des Eschentriebsterbens sind aber auch an der Alz unübersehbar. Fast alle Eschen zeigen deutliche Schäden, viele sind bereits ganz abgestorben. Durch den Pilzbefall kommt es zu Schäden an der Rinde auch und besonders im Bereich des Wurzelhals. Der Hallimasch kann an diesen Schadstellen eindringen und lässt innerhalb weniger Jahre den Baum endgültig absterben. Die verschiedenen Stadien mit abgestorbenen Trieben, sich lösender Rinde und stehendem Totholz konnten auf kleiner Fläche beobachtet werden. Selbst an mächtigen umgestürzten Eschen fanden sich nur noch ganz kleine Wurzelteller, da das Holz am Wurzelhals schon stark zersetzt war als der Baum fiel.
Auch in den Alzauen sind einzelne Eschen mit ungebrochener Vitalität zu finden. Das vielleicht größte und stärkste Exemplar trägt die Narbe eines großen Risses im Stamm und eine dahinter liegende Mulmhöhle, ist aber bis in die Spitzen seiner prächtigen Krone jedes Jahr dicht belaubt. Helmut Gattinger wies darauf hin, dass derartige Biotopbäume nicht nur eine Bereicherung des Auwalds sind, sondern auch nach dem Vertragsnaturschutzprogramm Wald (VNP Wald) gefördert werden. Diese Exemplare nähren die Hoffnung, dass wir die Esche als Baumart nicht verlieren werden. Die Suche nach der „Zukunftsesche“ wird auch am Amt für Waldgenetik (AWG) in Teisendorf durch Forschungsprojekte vorangetrieben. Wo es die Verkehrssicherungspflicht erlaubt, sollten Eschen nicht voreilig gefällt werden – vielleicht ist gerade die Zukunftsesche dabei, die ihre Vitalität nicht ganz verlieren würde und ihre Resistenz weiter vererben könnte.

Nicht nur ökologisch wertvoll

Alle Teilnehmer waren sich über den ökologischen Wert eines solch artenreichen Auwalds als Lebensraum einig. Beate Rutkowski unterstrich aber auch seine Bedeutung für das Fließgewässer. Die Beschattung der Uferbereiche reduziert dort die z. B. für die Fischbrut wichtige Wassertemperatur. Der Auwald bildet einen Pufferstreifen, der den Fluss vor dem Eintrag von Dünger und Sediment schützt und einen Retentionsraum, in dem sich Hochwasser schadlos ausbreiten kann und die Fließgeschwindigkeit gebremst wird. Die Auwälder an den Flüssen des Voralpenlands sind darüber hinaus wichtige Wanderkorridore zwischen den Alpen, dem Alpenvorland und bis hin zur Donau. Ist der Auwald aber nur eine Liebhaberei? Werner Schindler und sein Sohn verneinten das. Sie ernten regelmäßig Stammholz, das zum Teil, wie die Ulme, gesucht ist und sich zu guten Preisen vermarkten lässt. Auch stärkere Eschen haben selbst dann noch wirtschaftlichen Wert, wenn der Baum bereits stark geschädigt ist. Daneben liefert der Auwald genügend Brennholz, auch aus der fortlaufenden Durchforstung der Sträucher, um über eine Hackschnitzelanlage eine ganze Reihe von Wohneinheiten mit Wärme zu versorgen. Diesem Ertrag steht bei der gewählten Wirtschaftsweise ein relativ geringer Arbeitsaufwand und praktisch kein Materialaufwand gegenüber. Vater und Sohn waren sich einig, dass ihr Auwald für sie auch wirtschaftlich lukrativ ist. Die Ausweisung als FFH Gebiet hatte keine Einschränkung ihrer Bewirtschaftung zur Folge. Als Fazit der Exkursion bleibt festzuhalten, dass die Familie Schindler in ihrem Auwald einen ökologisch hochwertigen und für die Zukunft hoffentlich gut gerüsteten Bestand aufgebaut hat. Auch wenn sie dafür etliche Arbeitsstunden investieren musste, hat die Natur selbst einen großen Teil dazu beigetragen und darüber hinaus viele Kosten eingespart. Der Auwald und seine Bewohner haben so eine klare Zukunftsperspektive.