PFAS – Die Ewigkeitschemikalie auch im Landkreis Traunstein
Im Sommer 2025 wurden in der Götzinger Achen erhöhte Konzentrationen per- und polyfluorierter Alkylsubstanzen (PFAS) festgestellt. Das Traunsteiner Veterinäramt empfahl, nicht mehr als 40 g Fisch (später erhöht auf 114 g) aus der Götzinger Achen zu verzehren. Diese Warnung bekamen aber nur die örtlichen Fischer, nicht die Bevölkerung.
Da die Götzinger Achen bei Tittmoning in die Salzach mündet, liegt relativ sicher auch eine Verunreinigung der Salzach vor. Solange die Werte aber unterhalb der Grenzwerte für die Oberflächengewässerverordnung liegen, gilt weiterhin der „gute chemische Zustand“. Leider sind wohl auch viele andere Gewässer nicht nur in unserem Landkreis betroffen: PFAS sind inzwischen überall zu finden.
Unter PFAS versteht man eine Gruppe von ca. 10.000 verschiedenen, synthetisch hergestellten Verbindungen, die aufgrund ihrer wasser- und fettabweisenden Eigenschaften bei der Herstellung von imprägnierter Outdoorkleidung, Skiwachs, beschichteten Pfannen, Pizzakartons und anderen Einweg-Verpackungen eingesetzt werden.
Bedeutende Mengen gelangen als Bestandteil von Pestiziden, Löschschäumen und aus Autoklimaanlagen in die Umwelt. Viele Böden und Gewässer in ganz Deutschland und auch in unserem Landkreis sind inzwischen mit PFAS belastet. Besondere Schwerpunkte sind z. B. an früheren Brandplätzen und rund um Flughäfen, aber eben auch im Bereich intensiv bewirtschafteter Ackerflächen zu finden.
PFAS werden auch in Brennstoffzellen und Windrädern eingesetzt. In Rotorblättern sind die Stoffe aber fest im Kunststoff eingebaut, so dass sie auch aus Abriebpartikeln wohl kaum herausgelöst werden können und sich deshalb nicht in gasförmiger oder flüssiger Form verteilen (https://energiewende.eu/windkraft-abrieb/).
Zu den PFAS gehört die Perfluoroktansäure (PFOA), eine Chemikalie, die auch im Landkreis Altötting viele Böden soweit kontaminiert hat, dass Trinkwasser mit Aktivkohlefilter aufbereitet und Bodenaushub bei Bauarbeiten als Sondermüll zwischengelagert werden muss.
In der Diskussion ist nun ein Lösungsvorschlag, wonach der mit PFAS belastete Bodenaushub bis zu einer gewissen Kontamination wieder an anderer Stelle eingebaut werden darf, dazu müsste eine PFAS-Untergrenze festgesetzt werden.
Dies wird vom BN strikt abgelehnt, denn dieses Vorgehen würde nur zu einer weiteren flächigen Verteilung der Gifte führen. Weitere Gewässerverunreinigungen wären zu befürchten. Für belastetes Erdreich müssen abgedichtete Deponien errichtet werden, die noch nicht in Sicht sind.
Allerdings ist das Problem durch die ubiquitäre Ausbreitung von PFAS nicht auf den Landkreis Altötting oder Traunstein beschränkt. PFAS sind überall!
PFAS sind widerstandsfähig gegen andere Chemikalien und gegen Hitze. In der Natur bleiben sie sehr lange erhalten, da sie weder im menschlichen Körper noch in der Natur biologisch abbaubar sind. Daher sind auch im Blut der meisten Menschen PFAS nachzuweisen.
Die Wirkung vieler PFAS im menschlichen Körper und in der Natur ist noch nicht erforscht. Auswirkungen auf Leber und Immunsystem sind nach Studien belegt, auch die Fruchtbarkeit und die Entwicklung im Mutterleib ist beeinträchtigt. PFAS stehen im Verdacht, Krebserkrankungen wie Hodenkrebs oder Nierenkrebs und Leberschäden auszulösen.
Ein Abbauprodukt zahlreicher anderer PFAS und von fluorierten Gasen ist Trifluoracetat (TFA), das in der Umwelt nicht (auch nicht langsam) abgebaut werden kann und sich immer mehr anreichert. Inzwischen ist es sogar im Regenwasser zu finden und für die Entfernung aus Trinkwasser gibt es keine wirtschaftliche Methode. Das Umweltbundesamt berichtet von TFA-Werten im Niederschlag von durchschnittlich 0,335 μg/l. An den Messstellen für die Wasserrahmenrichtline im Landkreis Traunstein wurden zwischen 2021 und 2024 im Grundwasser maximale Konzentrationen zwischen 0,27 und 3,5 μg/l gemessen.
Die EU-Chemikalienagentur ECHA hat inzwischen wenigstens Grenzwerte für einige PFAS festgelegt, die eingehalten werden müssen. Auch für TFA wird die Einstufung als „relevanter Metabolit“ diskutiert, da es nach neuen Studien fortpflanzungsschädigend sein könnte. Dann hätten wir allerdings den Grenzwert von 0,1 μg/l im Grundwasser schon fast überall in Bayern überschritten. Die Einstufung hätte ein faktisches Verkaufsverbot für viele Pflanzenschutzmittel zur Folge, daher wehrt sich die chemische Industrie heftig dagegen.
Das Problem wird immer größer mit jedem Tag, an dem PFAS produziert und in Alltagsgegenständen in großen Mengen eingesetzt werden dürfen.
Der BUND Naturschutz fordert darum ein weltweites Verbot von PFAS und den Umstieg auf Ersatzchemikalien. Ein Verbot lediglich in Europa würde durch Importe umgangen werden.
Verbraucher sollten daher aufmerksam sein: Da es unzählige Produkte gibt, die PFAS enthalten (von Antihaft-Pfanne bis Zahnseide). Auch die meisten ToGo-Becher enthalten PFAS. Backpapier ist inzwischen dagegen meist PFAS-frei, ein Beispiel für die Möglichkeiten von Ersatzstoffen.
Bei vielen Produkten wie z. B. Sportbekleidung gibt es inzwischen PFAS-freie Alternativen und auf Verpackungsmüll sollte man generell möglichst verzichten.
Und: In Biolebensmitteln sind die meisten chemischen Pestizide verboten!