Keine "staade Zeit" im Wald
Touren in unberührter Natur erfreuen das Herz vieler Skitourengeher*innen. Was wunderschön anmuted - die erste Spur in den Winterwald zu legen - kann Konsequenzen für Wildtiere haben. Werden sie erschreckt, flüchten sie sich tiefer in den Wald. Doch eine solche Flucht verbraucht viel Energie und die ist im Winter aufgrund des Nahrungsmangels knapp. Deshalb sollten alle auf den ausgewiesenen Wegen bleiben und Schutzgebiete weiträumig meiden.
Skitouren in der Natur mit der Natur?
Die erste Spur durch den in der Sonne glitzernden, tief verschneiten Winterwald legen, vom Gipfel bei föhnigem Wetter den Blick auf hundert andere Gipfel und mehr: Die Natur um uns herum bietet eine fantastische Kulisse für unsere Freizeitaktivitäten, gerade auch unter den uns derzeit auferlegten Beschränkungen. Und eine rührige Freizeitindustrie, selbst aus Österreich, bemüht sich nach Kräften, genau diese Bilder in unseren Kopf zu bekommen.
Aber stellen Sie sich nur für einen Moment vor, Sie müssten den Winter draußen in dieser Natur überstehen, auch bei schlechtem Wetter und ohne die Möglichkeit sich in der Hütte am Kamin und mit einem „Jagatee“ aufzuwärmen. Für die Wildtiere ist genau das die Realität und auch wenn Sie besser an die Outdoor-Bedingungen angepasst sind als wir Menschen: Winterzeit ist Notzeit. Nicht alle Tiere überleben und der Fund verendeten Rotwilds am Königssee ist gerne für Schlagzeilen gut.
Um den Winter zu überleben, müssen Tiere Energie sparen und möglichst viel Zeit an einem geschützten Platz bleiben können. Jede Flucht kostet Energie und verringert ihre Überlebenschancen. Wir haben es also alle mit in der Hand: Wenn die Presse über eine Studie berichten muss, die belegt, dass sich zu wenige Skitourengeher vorab über Lage und Beschränkungen von Wildschutzgebieten informieren, stellt das unserem Verantwortungsbewusstsein für unsere Mitwelt ein denkbar schlechtes Zeugnis aus.
Die Natur außerhalb unserer Siedlungsräume ist Lebensraum. Wir sind in diesem Lebensraum in unserer Freizeit zu Gast und wir sollten uns so rücksichtsvoll benehmen, wie wir das von Gästen in unserem Haus auch erwarten.
Wir appellieren daher an Sie, an Euch:
Bleiben Sie auf den vorhandenen Wegen, Loipen und vorgeschlagenen Routen für Skitouren. Die Gemeinden im Landkreis haben erklärt, trotz des eingeschränkten Tourismus in diesem Winter ein Loipennetz zu präparieren. Informieren Sie sich z.B. beim Deutschen Alpenverein über Routen für Skitouren und Schneeschuhwanderungen bzw. über gesperrte Gebiete. Solche Gebiete liegen z.B. am Geigelstein, gegenüber von Schleching an der Gscheuerwand, an der Hochplatte und am Hochgern, an Thorau- und Haaralmschneid, am Gründberg, an Gurnwand und Seehauser Kienberg, am Dürnbachhorn, Hochgimpling und bei Winklmoos, an der Steinplatte, Sulzbergschneid, am Zenokopf und Teisenberg. Respektieren Sie Wegegebote in unseren Naturschutzgebieten und widerstehen Sie der Versuchung, die erste Spur durch den unberührten Pulverschnee zu legen.
Und noch eine Bitte: Überlassen Sie die Nacht der Natur! Nächtliche Schneeschuhwanderungen mit Stirnlampe oder Fackel mögen romantisch oder angenehm gruselig sein – für die Wildtiere bedeuten sie Störung rund um die Uhr. Wie würden Sie auf Menschengruppen reagieren, die Nachts zu ihrem Vergnügen durch Ihr Schlafzimmer ziehen?