Der Haidforst in Traunstein - unser Stadtwald
Der Haidforst
Der Stadtwald Traunstein (insgesamt ca. 530 ha) umfasst neben vielen kleineren Waldflächen vor allem drei große, zusammenhängende Waldbereiche: Haidforst im Norden, Bürgerwald im Südosten und Froschham bei Kammer.
Der Haidforst ist ein wichtiger
- Erholungswald: Bei jedem Wetter werden Jogger, Spaziergänger, Reiter, Schulklassen etc. im Haidforst angetroffen. In diesem großen und floristisch und faunistisch vielfältigem Gebiet kann man „Wald“ auch stadtnah erleben.
- Schutzwald für die nördlichen Stadtviertel wie Haidforst und Kotzing: Die Stürme Kyrill (2007) und Paula (2008) haben große Schäden im Haidforst hinterlassen. Ohne die Barrierewirkung dieser großen, zusammenhängenden Waldfläche wären die Schäden in bebautem Gebiet wesentlich größer gewesen.
- Wirtschaftswald: Die tiefgründigen, nährstoffreichen Böden bewirken ein gutes Holzwachstum, die ebenen Flächen und die gut vernetzten Forstwege ermöglichen eine kostensparende Holzbringung. Aus diesem Grund ist der Haidforst ein wirtschaftliches „Sahnestück“ des Stadtwaldes, mit dem Verlust dieser Flächen ist die insgesamt gewinnbringende Bewirtschaftung des Traunsteiner Stadtwaldes wohl nicht mehr möglich.
- Wald für Natur-, Arten- und Klimaschutz: Seit Jahrzehnten wird gerade im Haidforst Waldumbau hin zu einer gesunden Mischkultur betrieben. Die Artenvielfalt nicht nur bei den Baumarten, sondern auch in der Strauch- und Krautschicht ist hoch, seltene und z. T. geschützte Tierarten (z. B. Feldermäuse und Dohlen etc.) haben hier ihren Lebensraum.
29 ha Waldfläche sind ein wichtiger Teil der „grünen Lunge“ für unsere Stadt und dienen der Sauerstoffproduktion, der CO2-Bindung, als Feinstaubfilter und zum Temperaturausgleich (Kleinklima).
Daneben dient der Haidforst seit vielen Jahren als Versuchsfläche für wissenschaftliche Untersuchungen des Lehrstuhls für Waldwachstumskunde der TU Weihenstephan.
Bund Naturschutz gegen neues Gewerbegebiet im Haidforst!
Im Juli 2017 hat der Traunsteiner Stadtrat beschlossen, ein künftiges Gewerbegebiet im Traunsteiner Norden (Haidforst) auszuweisen und dieses mit einer Verbindungsstraße und einem Kreisverkehr an die B 304 anzuschließen.
Als erstes wird eine Flächennutzungsplanänderungen für den Bau dieser Straße durchgeführt werden. Außerdem soll das Gewerbegebiet bis zur nördlichen Gemarkungsgrenze erweitert werden. Die Kosten für den Straßenbau werden mit 2,2 Mio angegeben.
Als Grund wird vor allem die schwierige und gefährliche Einmündung der Kotzinger Straße in die Wasserburger Straße angegeben.
Der Bund Naturschutz lehnt diese Planungen aus vielen Gründen ab:
Mit dem Neubau einer Straße durch den Haidforst und die Anbindung an die B 304 ist die Ausweisung des gesamten Gebietes als Gewerbefläche vorprogrammiert!
Der Bedarf für so viele neue Gewerbeflächen ist bisher nicht nachgewiesen, auch die neuen Gewerbeflächen im Süden der Stadt sind bisher nicht alle verkauft. Weiterer unnötiger Flächenverbrauch muss verhindert werden!
Es ist zu befürchten, dass das Angebot einer schnellen Verbindung und einer problemlosen Einfahrt in die B 304 durch einen Kreisverkehr den Verkehr (insbesondere den Lkw-Verkehr) auch aus Richtung Nussdorf und Wolkersdorf anziehen wird. Auch die Ansiedelung neuer Gewerbegebiete bringt neuen Verkehr mit sich. Die Folge wäre eine zusätzliche Belastung z.B. von Kotzing.
Alle Auswirkungen einer neuen Verbindung auf die gesamten Verkehrsströme im Traunsteiner Norden wurden bisher nicht untersucht!
Ein großer Teil des gesamten Waldgebietes ist als Naturwaldparzelle geschützt. Schon einmal wurde für die Ausweisung von Gewerbeflächen ein Teil der Naturwaldparzelle geopfert und das Schutzgebiet verschoben. Der Bund Naturschutz befürchtet nun weitere Eingriffe in das Schutzgebiet oder gar die völlige Aufgabe!
Der bisher noch zusammenhängende Haidforst dient nicht nur zur Erholung, sondern er ist auch durch die Produktion von kühler und feuchter Frischluft besonders im Sommer wichtig für das Klima im nördlichen Stadtgebiet.
Der Traunsteiner Stadtwald ist in den letzten Jahrzehnten in einen wertvollen Mischwald umgewandelt worden, der auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Traunstein ist. Gerade die ebenen und gut zugänglichen Flächen im Norden der Stadt leisten einen wichtigen Beitrag für das Ziel einer insgesamt kostendeckenden Holznutzung. Der Verlust dieser Waldflächen wird den Haushalt des Stadtforstes negativ beeinflussen.
Die vom Ingenieurbüro genannten Kosten von 2,2 Millionen hält der Bund Naturschutz für viel zu niedrig. Denn es müssen nicht nur die Straßenbau- und Erschließungskosten berücksichtigt werden, sondern auch die Kosten für den nach dem Waldgesetz notwendigen waldbaulichen Ausgleich. Waldflächen müssen bei Verlust 1:1 ausgeglichen werden, dafür werden wohl weitere Grundstückskäufe notwendig werden.
Erste Verkehrszählungen in 2017 haben ergeben, dass etwa 8000 Lkws, Busse und Pkws mit Anhänger den Bahnübergang Empfing pro Woche passieren, insgesamt sind es 38.000 Kraftfahrzeuge pro Woche.
Diese Verkehrsmenge ist an vielen anderen Kreuzungen in Traunstein ebenfalls zu messen, mit einer verkehrsregelnden Dauerampel könnten hier alle Gefahren und die langen Wartezeiten für Lkw-Fahrer entschärft werden!
Verbesserungen für die Zufahrt zur Fa. Schaumeier müssen im Bestand erfolgen (moderate Straßenverbreiterungen, Änderung der Parkregelungen in der Industriestraße und Kotzinger Straße, Bereitstellung von Parkflächen durch die anliegenden Firmen). Der Straßenneubau durch den Haidforst darf nicht die vermeintlich einzige Möglichkeit für die Verbesserung der Verkehrsprobleme sein!
Rama Dama Müllsammelaktion
Anfang März 2024 haben viele BN-Mitglieder und die BI „Wir für den Wald“ eine Müllsammelaktion im Traunsteiner Haidforst und Schnepfenluck durchgeführt. Über 40 Personen, darunter viele Familien und der Stadtförster Tobias Steiner haben in wenigen Stunden 30 (!) Müllsäcke mit etwa 120 kg Müll gefüllt. Neben Dosen, Flaschen, Hundekotbeuteln und hochgiftigen Zigarettenkippen wurden auch Hausmüll und Altkleider gefunden. Problematisch ist auch die wilde Grüngutentsorgung, denn mit Bambus, Solidago oder Staudenknöterich können dabei invasive fremde Arten in den Wald gelangen, die sich dort weiter ausbreiten und die heimische Vegetation zumindest lokal verdrängen können. Auch wurden jede Menge Zigarettenkippen gefunden und aufgesammelt. Zigarettenkippen bestehen vor allem aus Zelluloseacetat, einem Kunststoff, der nicht biologisch abbaubar ist, sondern über Jahrzehnte zu Mikroplastik zerfällt. Inzwischen kann man sogar in den Eisschichten der Arktis und der Antarktis dieses Mikroplastik auch Zigaretten nachweisen. Zudem sind Tausende zum Teil hochgiftiger und zum Teil krebserregender Substanzen in den Stummeln enthalten wie Arsen, Blei, Chrom, Kupfer, Zink, Benzol, Cadmium, Formaldehyd und vor allem das Nervengift Nikotin. Pro Kippe landen 2-6 Milligramm Nikotin in der Umwelt. Es ist für die Tierwelt besonders gefährlich, denn Vögel, Amphibien oder Fische reagieren sehr empfindlich, für Insekten kann schon die Nikotinmenge einer einzelnen Kippe z. B. in einer Pfütze tödlich sein. Auch in Gewässern kann eine Kippe 1000 Liter Wasser so vergiften, dass Wasserinsekten und Kleinlebewesen absterben. Plastikmüll wird in der Natur nicht abgebaut, sondern zerfällt in feine Mikroplastikpartikel, die sich im Boden und in Gewässern ansammeln und bis ins Meer gespült werden. Auch in unseren heimischen Gewässern wurde in den letzten Jahren Mikroplastik nachgewiesen, dass schädlich für Lebewesen ist und auch unser Grundwasser verseucht. Jeglicher Müll im Wald ist schädlich für die Natur. Vielleicht haben Sie auch einmal Lust der Natur zu helfen und nehmen beim Spaziergang einfach achtlos weggeworfenen Müll mit zur fachgerechten Entsorgung. Damit können Sie viel für eine saubere Natur beitragen.
Pilzexkursion in den Haidforst
Unter dem Titel „Geheimnisvolle Schwammerl im Haidforst – Kurioses, Interessantes, Giftiges und Essbares“ fand am Samstag, den 15. Oktober 2022 in Traunstein eine Pilzführung für Kinder mit Begleitung statt. Wegen der großen Teilnehmerzahl wurden zwei Gruppen gebildet, von denen die eine von Dr. Ute Künkele (Petting) und die andere von Richard Kellner (Siegsdorf) geführt wurde. Beide sind geprüfte Pilzsachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Bürgerinitiative „Wir für den Wald – Klimaschutz in Traunstein“ und dem BUND Naturschutz.
Eine Vielfalt an Pilzen verweist auf eine hohe Artenvielfalt - so kann man die Haupterkenntnis dieser Exkursion zusammenfassen.
Die Teilnehmenden erhielten nach vorheriger genauer Unterweisung die Aufträge, z. B. den kleinsten oder den größten Pilz, ein blaues Schwammerl, einen Röhrling („Pilz mit Schwamm“) oder einen Pilz mit Lamellen zu finden und hatten sichtlich Freude daran, mehr über ihre Funde zu erfahren und diese zu bestimmen.
Um die Pilze zuverlässig zu erkennen, wurde viel gefragt und fleißig geübt. Alle lernten, dass man nur Pilze essen darf, die man hundertprozentig sicher kennt. Gefunden wurden u. a. lilafarbene Lacktrichterlinge, Speitäublinge und verschiedene Milchlinge. Neben der Farbe und dem Aussehen spielt auch der Geruch der Pilze bei der Bestimmung eine wichtige Rolle. So duftet der – ungenießbare – Marzipan-Fälbling wie Weihnachtsgebäck.
Beide Referenten betonten die Bedeutung der Pilze im Ökosystem Wald, sei es als Symbionten, also als Lieferanten von Wasser und Mineralien für die Bäume, die im Gegenzug den Pilzen Zucker und Sauerstoff liefern, sei es als Saprobionten, die Laub, Nadeln und Holz langfristig in Humus verwandeln – Recycling pur!
Das Regenwetter sorgte für eine angemessen geheimnisvolle, mystische Stimmung im herbstlichen Wald. Am Ende konnten die Teilnehmer farbenfrohe Pilzmischungen mit nach Hause nehmen und sich daraus leckere Gerichte zaubern.