Unser Wald
Deutschland ist eines der waldreichsten Gebiete Mitteleuropas - besonders unsere Buchenwälder sind weltweit einzigartig und wir haben eine besondere Verantwortung für sie.
Von Natur aus wären in unseren Wäldern vor allem Laubbäume vertreten, die wirtschaftliche Nutzung führte jedoch zu einem starken Anstieg von Fichten und Kiefern. Bereits Anfang der 90-er Jahre zeigte sich, dass diese Form der Waldbewirtschaftung keine Zukunft hat.
Wasser im Wald
Unter diesem Titel veranstalteten die Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft Bayern e.V. (ANW), der ökologisch-botanische Garten der Universität Bayreuth und der Forstbetrieb Nordhalben der Bayerischen Staatsforsten AöR (BaySF) gemeinsam ein ganztägiges Seminar. Angesichts vertrocknender Wälder in Franken und weiten Teilen Deutschlands haben sie aus wissenschaftlicher wie praktischer Sicht die Frage beleuchtet: Was ist da los und was müssen wir tun?
Die Prognose der künftigen Niederschlagsmengen angesichts des Klimawandels ist deutlich schwieriger und mit größeren Unsicherheiten behaftet als die Progrose der Temperaturentwicklung. Trotzdem stimmen die Vorhersagen darin überein, dass sich die gesamte Niederschlagsmenge pro Jahr in ganz Bayern nur innerhalb der Unsicherheit verändern und wenn, dann eher leicht zunehmen als abnehmen wird.
Deutlich verändern wird sich jedoch die Verteilung der Niederschläge: Es wird mehr Wochen ohne Niederschlag geben, auch mehr Wochen am Stück. Es wird mehr und kräftigere Starkregenereignisse geben. Und es wird immer weniger Schnee und kaum noch Tage mit geschlossener Schneedecke geben.
Wenn gar nicht so viel weniger Niederschlag fällt, warum gehen dann die Grundwasserspiegel überall so stark zurück?
Die Antwort steckt in unserem Umgang mit Wasser und Boden, auch im Wald. Über Jahrzehnte haben wir unsere Landschaft verändert, um Wasser möglichst schnell abzuleiten. Wir haben sie umgestaltet, um sie intensiver nutzen zu können. Moore, insbesondere Niedermoore wurden entwässert und intensiv landwirtschaftlich genutzt. Feuchtwiesen wurden drainiert, um sie maschinell zu bewirtschaften. Wege, auch im Wald, mussten immer stabiler werden, damit wir sie mit immer schwereren Fahrzeugen nutzen können. Deshalb wurden Seitengräben zur Entwässerung angelegt, deren Länge heute ein Mehrfaches der Länge der natürlichen Gewässer ist.
Wir lassen dem Wasser kaum mehr Zeit, in den Boden einzusickern. Darüber hinaus verdichten und versiegeln wir Böden und verringern deren Aufnahmefähigkeit. Schnell bilden sich Pfützen und die vermeintliche Lösung ist eine weitere Drainage. Nur weg mit dem Wasser. Und da wundern wir uns, dass es mit der Neubildung von Grundwasser immer schlechter klappt?
Die Sache hat noch einen anderen Aspekt: Das Bild aus dem Sachkundeunterricht der Grundschule stimmt nämlich nur zum Teil, dass Regen über Bäche und Flüsse ins Meer fließt, dort wieder verdunstet und dann mit dem nächsten Tief vom Atlantik als neuer Niederschlag wieder unsere Wälder und Felder gießt. Über die Hälfte des Niederschlags stammt nämlich aus der Verdunstung in der Region und wenn wir das Wasser schnell ableiten, kann weniger verdunsten und erneut abregnen.
Wir sind also (wieder einmal) selbst schuld an unserer Situation. Das sollte uns aber Hoffnung machen, denn das heißt, dass wir es selbst in der Hand haben, unsere Situation zu ändern. Wir müssen nicht auf die Ergebnisse von Klimakonferenzen und deren Umsetzung in anderen Staaten warten.
„Wasser muss im Wald und durch den Wald gespeichert werden“, das war eine der Kernaussagen von Thomas Malzer, Revierleiter im Forstbetrieb Neureichenau der BaySF. Der BUND Naturschutz kann diese Aussage nur unterstützen. Seine Kollegin Ellen Koller, Revierleiterin im Forstbetrieb Ebrach, prägte den Begriff von der „Schwammlandschaft“ und brachte viele Beispiele aus der Praxis, wie Wasserrückhalt im Wald funktionieren kann:
Wasserabfluss kann verhindert werden durch Tümpel und Feuchtbiotope im Wald ebenso wie durch die Anlage von Retensionsbecken und -flächen. Oft genügt dazu schon ein an der richtigen Stelle quer gelegter Stamm Totholz. Es geht nicht darum, dauerhafte Bauwerke zu schaffen. Natur ist ein Prozess ständiger Umgestaltung, Tümpel verlanden und werden an anderer Stelle neu geschaffen. Totholz vermodert und an anderer Stelle fällt wieder ein Baum.
Wasser aus Seitengräben soll in den Wald abgeleitet werden, nicht in einen Vorfluter. Und nach dem Befahren von Rückegassen mit schweren Maschinen müssen die Veränderungen rückgängig gemacht und die ursprünglichen Wege des Wassers wieder hergestellt werden.
Was ist noch zu tun? Wir brauchen tätige, humose Waldböden, die reich an organischem Kohlenstoff und unverdichtet sind. Rückegassen sollen möglichst große Abstände zueinander haben. Seilwinde oder Pferd können für den Antransport zur Rückegasse helfen.
Wir brauchen zudem einen gut gestuften Waldaufbau mit hohem Anteil laubabwerfender Bäume. Ein solcher Bestandsaufbau vermeidet Sonneneinstrahlung und Temperaturerhöhung und schafft Windruhe im Wald.
Eine Auflichtung des Kronenschlusses um 10% resultiert in einer Temperaturerhöhung von 1°C im Wald an heißen Sommertagen. Das Wort vom „heiß schlagen“ unserer Wälder fiel mehrfach. Es ist also unabdingbar, für eine ausreichende Verjüngung unter dem Kronendach zu sorgen, damit Sonnenlicht nicht auf den Waldboden trifft und bei der Entnahme von Bäumen die Folge des Austrocknens minimiert werden kann.
Und darum muss schließlich auch die Jagd stimmen, damit der notwendige Unterwuchs und die Jungbäume eine Chance haben.
Wir brauchen den Rückhalt und die Speicherung von Niederschlag im Wald. Wir brauchen einen ausreichenden Wasservorrat im Waldboden für das Baumwachstum, den Hochwasserschutz, eine ausreichende Sickerwasser-, Grundwasser- und Trinkwasserspende, für den Arten- und Biotopschutz. Wir brauchen das Wasser im Wald für das Überleben der Waldökosysteme.
Genau ein Jahr nach dem verheerenden Unwetter, das von Obing bis Trostberg eine Schneise der Verwüstung hinterlassen hat, ging eine Gruppe Interessierter auf Waldexkursion.
Initiiert wurde diese durch die Kreisgruppe Traunstein gemeinsam mit dem AELF Traunstein und der Bayerischen Forstverwaltung.
Mittlerweile sieht man sie auf fast jedem Waldspaziergang: Wuchshüllen aus Kunststoff, die frisch gepflanzte Bäume vor Verbiss, aber beispielsweise auch vor Spätfrösten schützen sollen. Aber was, wenn die Bäumchen ihrem Mini-Gewächshaus entwachsen sind? Zahlen einer Umfrage machen nachdenklich.
Die Douglasie - eine Baumart für die Zukunft?
Wohl kaum eine Baumart wird derzeit zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz so kontrovers diskutiert wie die Douglasie. Die Baumart, von der die einen Hilfe bei der Rettung unserer Wälder vor dem Klimawandel erhoffen, beschleunigt für die anderen das Artensterben im Wald. Welche Chancen und Risiken bestehen wirklich und wie ist die Situation in unserem Landkreis?
Vor 40 Jahren wurde für alle deutlich: Dem Wald geht es schlecht. Damals waren die Emmissionen Schuld und die Situation konnte durch verpflichtende Katalysatoren gerettet werden. Heute geht es unserem Wald wieder schlecht und der BUND Naturschutz spricht vom Waldsterben 2.0. Schuld dieses Mal? - Der Klimawandel und die damit einhergehenden Veränderungen des Ökosystems. Mehr...
Unsere Wälder sind mehr als nur eine Anzahl nebeneinander gestellter Bäume. Sie sind Lebensräume, in denen die Lebewesen in vielfältigen Beziehungen zueinander stehen. Dazu gehören auch die Beziehungen zwischen Bäumen und Pilzen. Was bedeutet es für den Wald, wenn die Biodiversität der Pilze zurück geht? Mehr ...
Die Zukunft unserer Wälder
Der Klimawandel bedroht Bayerns Wälder, auch im Landkreis Traunstein. Schwere Schäden durch Stürme und Borkenkäfer sind nur Vorboten, die das Ende heutiger Fichtenforste ankündigen. Jeder heiße und trockene Sommer führt zu weiterem Borkenkäferbefall im kommenden Jahr. Darum muss umgesteuert werden auf stabile Mischwälder – die können sogar helfen, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Mehr...
Mehr Naturwälder für Bayern - Naturwaldverbund auch mit Vorschlägen aus dem Landkreis Traunstein

In einer neuen Studie „Mehr Naturwälder für Bayern“ legen der BUND Naturschutz in Bayern (BN) und Greenpeace Deutschland Vorschläge für ein Naturwaldverbundsystem in Bayern vor. Hintergrund ist die Nationale Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung, bis 2022 10 Prozent der Wälder einer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Dies ist auch nötig, da diejenigen Lebewesen, die auf Totholz und alte Wälder spezialisiert sind, hochgradig gefährdert bzw. vom Aussterben bedroht (und z.T. bereits ausgestorben) sind. Mehr...
Überregionale Informationen des BUND Naturschutz finden Sie auf der Website unseres Landesverbandes