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Quellmoore bei Taching

Die Kreisgruppe Traunstein pflegt zwei Quellmoore in der Nähe von Taching, die zwei der drei bekannten Standorte des Pyrenäen-Löffelkrauts Cochlearia pyrenaica im Landkreis darstellen. Dabei handelt es sich um ein seltenes Eiszeitrelikt, das auch nach der FFH-Richtlinie als europaweit bedeutsame Art eingestuft wird und daher besonders geschützt ist.

Beide Flächen sind aufgrund ihrer Struktur und ihrer Artenzusammensetzung bedeutsam: Die nachgewiesenen Flora- und Faunaarten der Quellbereiche weisen eine Reihe hoch spezialisierter, seltener und gefährdeter Arten auf. Diese Lebensgemeinschaften sind sehr stark abhängig von konstant gleich bleibenden Lebensbedingungen wie Wasserstand, Nährstoffangebot, Mikroklima und Milieubedingungen. Selbst eine kurzfristige Veränderung oder gar Austrocknung der Quellen kann zum sofortigen Aussterben der Population führen.

Um auszuschließen, dass der Wasserhaushalt durch einen Trinkwasserbrunnen beeinträchtigt wird, hatte das Landratsamt Traunstein vor mehreren Jahren auch auf Drängen des BUND Naturschutz eine mehrjährige Untersuchung durch den Wasserverband zur Auflage für die Genehmigung der Wassergewinnung gemacht.

Beide Flächen sind einem nicht unerheblichen Nährstoffeintrag ausgesetzt. Nicht nur der zunehmende Schilfaufwuchs, sondern auch das Einwandern von Nährstoffanzeigern wie Wasserminze, Wasserdost, sumpfblütige Binse, Braunwurz und Wiesenschaumkraut sind Indizien dafür. Es wird vermutet, dass die unterirdischen Grundwasserströme die Nährstoffe aus einem größeren Einzugsgebiet in die Quellmoore transportieren. Auch am Beispiel dieser Quellmoore wird sichtbar, wie wichtig der Schutz des gesamten Einzugsgebietes von Waginger und Tachinger See vor Einträgen aller Art in das Grundwasser ist.

Die Kreisgruppe führt auf beiden Flächen im Frühsommer eine Frühmahd der Schilfflächen und im Herbst eine Mahd der gesamten Fläche durch. Aufgrund der Beschaffenheit der Flächen ist dies mit viel Handarbeit verbunden, aber es gelingt uns zunehmend, die Ausbreitung von Löffelkraut und Orchideen zu fördern. Für diese Arbeit können wir uns auch externe Unterstützung sichern, aber wir freuen uns natürlich ganz besonders über Freiwillige aus den eigenen Reihen, die mit uns zwar schweißtreibende, aber schöne gemeinsame Arbeitsstunden leisten.


Kalkquellmoor „Maisentalmoos“

Die etwa 0,8 Hektar große Fläche liegt trotz ihrer Nähe zum Ort Taching abgelegen und fast idyllisch ruhig. Sie weist ein sehr reichhaltiges Mosaik an verschiedenen Vegetationstypen auf. Daher wurde sie als überregional bedeutsam eingestuft und ist seit 1981 als Naturdenkmal geschützt.

Im Zentralbereich befinden sich Quellaufstoßzonen, über denen stellenweise freie Wasserflächen mit Cratoneurion-Fluren und Kalktuffen eingelagert sind. Das Auftreten von Quellmoosen Drepanocladus revolvens und Cratoneurum commutatum im Zentralbereich deutet auf einen noch ungestörten Wasserhaushalt hin. Daneben finden sich schwingende Quellschlenken, Kalk-Kleinseggenrieder, Pfeifengrasstreuwiesen und ein Quellbach mit Schwarzerlensaum.

An den dauerhaft feuchten Stellen findet sich das Pyrenäen-Löffelkraut Cochlearia pyrenaica (RLBay2, Anhang II FFH), das hier eines seiner Schwerpunktvorkommen in Südostbayern hat und sich durch die Pflege der letzten Jahre bereits ausbreiten konnte. Daher ist die Pflege dieser Fläche ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Biodiversität.

Weitere bedeutsame Pflanzenarten auf dieser Fläche sind das fleischfarbene Knabenkraut Dactylorhiza incarnata (RLBay2), die Sumpfstendelwurz Epipactris palustris, die Mehlprimel Primula farinosa, der langblättrige und der rundblättrige Sonnentau Drosera anglica bzw. D. Rotundifolia, das Fettkraut Pinguicula vulgaris sowie die armblütige Sumpfbinse Eleocharis quinqueflora (alle RLBay3). An Tierarten sind hervorzuheben die Österreichische Quellschnecke Bythinella austriaca (RLBay3 und Anhang II FFH) und die Quell-Mosaikjungfer Cordelugaster boltoni (RLBay3), etliche Tagfalterarten und der Feuersalamander Salamandra salamandra (RLBayV).

Das Maisentalmoos wird von der Kreisgruppe seit dem Jahr 2000 mit vielen freiwilligen Helfern wieder gepflegt. Die hohe Sensibilität der Flächen erlaubt nur den Einsatz eines Balkenmähers. Im Bereich der Quellschlenken mit Sonnentau und Löffelkraut kann nur vorsichtig mit einer Motorsense gearbeitet werden. Durch die Nässe der Fläche und die Topographie des Geländes muss das Mähgut von Hand zusammengerecht und auf Planen zu einem angrenzenden, leicht erhöht liegenden extensiv genutzten Wiesenstreifen gezogen werden. Von dort wird es von einem ortsansässigen Biobauern abgeholt und verwertet.

Es freut uns besonders, dass die Grundschule Taching als Umweltschule das Quellmoor für sich entdeckt hat und sich seit zwei Jahren mit einer Gruppe an der Pflege beteiligt. Im Gegenzug konnte Beate Rutkowski für die Kreisgruppe in einem gemeinsamen Projekt mit dem Annette-Kolb-Gymnasium Traunstein als weiterer Umweltschule im Landkreis den Kindern die Schönheit und Bedeutung des Quellmoores auf mehreren Exkursionen nahe bringen.

Das indische Springkraut konnte durch die Frühmahd an vielen Stellen zurück gedrängt werden, trotzdem müssen wir jedes Jahr wieder durch Mahd oder Ausreißen aufkommender Bestände eine erneute Ausbreitung verhindern.


Hangquellmoor „Moosmühle“

Die etwa 0,4 ha große Fläche ist aufgrund ihrer Struktur und des Restvorkommens an Pyrenäen-Löffelkraut Cochlearia pyrenaica (RLBay2, Anhang II FFH) als regional bedeutsam eingestuft. Als weitere wichtige Arten wurden das breitblättrige Knabenkraut Dactylorhiza majalis und das rostrote Kopfried Schoenus ferrugineus (beide RLBay3) gefunden.

Die Fläche wurde nach etwa 15 Jahren ohne Pflege im Jahr 2012 zum ersten Mal wieder gemäht. In dieser Zeit war die Fläche so stark verschilft, dass wir uns erstmals 2014 zu einer Schilffrühmahd entschlossen haben. Durch diese Frühmahd bilden sich weniger blühende Halme. Die besonders in diesem Jahr gut zu beobachtende Abnahme der vegetativen Triebe deutet auf eine abnehmende Vitalität des Schilfs hin: Während wir in den ersten Jahren im Herbst vor einer übermannshohen Wand aus Schilf standen, war die Fläche in diesem Jahr im wahrsten Sinne des Wortes überschaubar.

Das schwer zugängliche und von tiefen Gräben durchzogene, sehr nasse Gelände kann ausschließlich mit der Motorsense gemäht werden. Das Mähgut muss auch hier von Hand gerecht und mit Planen entweder von Hand oder zum Teil mit dem Balkenmäher an geeignete Stellen auf angrenzenden Grünflächen gezogen werden. Von dort wird es zur weiteren Verwertung mit dem Ladewagen abtransportiert. Über die tatkräftige Unterstützung unserer Freiwilligen durch Asylbewerber, die hier oft zum ersten Mal in ihrem Leben ein Moor betreten, freuen wir uns sehr.

Im letzten Jahr hat die Kreisgruppe in einem Graben Aussaatversuche mit Löffelkrautsamen aus der Fläche gemacht. Das Ergebnis kann im nächsten Jahr bewertet werden, wenn die ersten Pflanzen dieser zweijährigen Art zur Blüte kommen.