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Stellungnahme des BN zu den geplanten No-regret-Maßnahmen an der Unteren Salzach

Der Bund Naturschutz kämpft seit über 20 Jahren für eine naturnahe Renaturierung an der Unteren Salzach im Tittmoninger Becken ohne Kraftwerke. Darum sind wir sehr froh darüber, dass es nun endlich Fortschritte gibt!

20.01.2021

Auch wenn die Frage der Wasserkraftnutzung immer noch nicht geklärt ist, beginnt das Wasserwirtschaftsamt jetzt mit der Aufweitung der Salzach im Tittmoninger Becken auf über 3 km Länge, parallel dazu laufen die Arbeiten auf österreichischer Seite, so dass eine Zielbreite von etwa 200 Metern statt jetzt knapp 90 Metern erreicht werden kann. Die Maßnahmen, die auch eine künftige energetische Nutzung noch ermöglichen (darum „No regret“) sollen 2023 abgeschlossen sein.

Der Bund Naturschutz, insbesondere die Kreisgruppen Traunstein, Altötting und Berchtesgadener Land begrüßen die Renaturierung sehr, denn die Untere Salzach ist einer der letzten ungestauten und durchgängigen Flussstrecken im Alpen- und Voralpenraum und die Aufweitung ermöglicht eine erhebliche Aufwertung der Lebensräume im und am Fluss und dient damit der Verbesserung des Gewässerzustandes im Hinblick auf das Erreichen des „Guten Zustandes“, der nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie WRRL auch an der Salzach bis 2027 endlich erreicht werden muss.

Für diese Aufweitung muss die Uferverbauung entfernt werden, um dem Fluss wieder einen Teil seiner natürlichen Gestaltungskraft zurückzugeben, natürlich ohne den Hochwasserschutz zu beeinträchtigen.

Für die baulichen Eingriffe ist es nötig, entlang des Ufers den Bewuchs auf 10-15 Metern zu entfernen, das betrifft auch Baumbestände mit zum Teil alten Bäumen. Auch wenn solche Verluste immer schmerzlich sind, so ist unter dem Strich dauerhaft eine wesentliche Verbesserung der Gestaltungsmöglichkeit des Flussbettes, der Auenanbindung und Gewässerdynamik zu erwarten, die letztendlich eine wichtige Grundlage für den Schutz und die Entwicklung der Biodiversität in diesem Lebensraum ist.

Für den Schutz der seltenen Arten in den Salzachauen wie z.B. Gelbbauchunke, Schlingnatter, Spechtarten und Fledermäusen ist eine umsichtige und auch mit Fachbiologen abgestimmte Detailplanung erforderlich. Neue Biotope müssen als Ersatz-Lebensräume geschaffen werden, Fällarbeiten dürfen Vogelbruten und Fledermaus-Wochenstuben nicht gefährden. Jeder Baum wurde daher intensiv untersucht, wertvolle Höhlenbäume bleiben stehen und Totholzpyramiden werden errichtet. Für Amphibien und Reptilien werden vorübergehende Ersatzlebensräume geschaffen, auch neue natürliche Lebensräume werden sich bilden.

Das Bemühen der Behörden und ausführenden Firmen, gemeinsam mit einer ökologischen Baubegleitung unter bestmöglichem Schutz der vorkommenden Arten und Biotoptypen eine so umfangreiche Maßnahme zur Flussrenaturierung umzusetzen wird vom Bund Naturschutz anerkannt und wir stehen mit unserer Ortskenntnis und Fachexpertise auch jederzeit dem federführenden Wasserwirtschaftsamt zur Verfügung.