Wanderung durch die Moränenlandschaft
Man traf sich oberhalb des Seeoner Sees an der „Weinbergaussicht“. Gerd Meissner veranschaulichte kenntnisreich, wie sich die Landschaft im Chiemgau durch verschiedene Gletscherströme wie dem Inn- und dem Chiemseegletscher in den Eiszeiten gebildet hat. Beim Vorrücken der Gletscher gab es auch immer wieder Abschmelzphasen.
Mit dem Seeoner Weinberg stehen wir auf der am weitesten nördlich vorgeschobenen Endmoräne des ehemaligen Chiemseegletschers, so Meissner. Östlich anschließend sehen wir den Höhenberg, westlich schließt sich der Bogen über die Steilkante von Eglhart bis Hölltal an.
Nach einer Abschmelzphase und einem Wiedervorstoß hinterließ der Chiemseegletscher eine weitere Wallmoräne, die wir im Süden wie einen zweiten inneren Ring vor uns sehen: Die bewaldete Anhöhe hinter Baderpoint und über Ischl, östlich in die Wallmoräne von Döging übergehend, westlich über die Roithamer Höhe und Wattenham, Oberbrunn und Eschenau ziehend.
Aber nicht nur die Hügel bestimmen unser Landschaftsbild, sondern ebenso die Niederungen. Als der Chiemseegletscher sich schon ein wenig nach Süden zurückgezogen hatte, strömte das Schmelzwasser nach Osten in Richtung der Ur-Alz ab und formte eine breite Abflussrinne – auf dem heute das Dorf Seeon mit seinem See liegt – die sich über Apperting bis Hölltal erstreckt, so führte Gerd Meissner aus.
Nach einem weiteren Rückzug des Gletschers entstand die Abflussrinne, in der heute die Ischler Ache fließt. Auf dem Höhepunkt der Vereisung flossen die Schmelzwasser jedoch nach Nordosten in Richtung Altenmarkt ab und schufen so das Rabendener Schotterfeld.
Am Ende der Abschmelzphase, etwa 10.000 Jahre vor unserer Zeit, blieb vom Gletscher ein See übrig, der fast dreimal so groß war wie der heutige Chiemsee. Der nordwestliche Teil verlandete im Laufe der Jahrtausende vor allem durch die Eintiefung der Alz und den dadurch sinkenden Seespiegel. Die nordwestliche Uferkante des „Ur-Chiemsees“ verlief über Wattenham nach Oberbrunn und Eschenau. Bansee und Eschenauer See sind also Reste des alten Chiemsees.
Zum Abschluss der Exkursion besichtigte man noch die Steilkante oberhalb des Griessees. Durch schnellen Rückzug des Gletschers wären hier riesige Eisblöcke liegen geblieben, die z. T. angeschottert wurden. So seien nach der Schmelze die „Toteisseen“ der Seeoner Seenplatte entstanden, die wie in einem Kessel liegend von Steilwänden umrahmt sind. All das konnte man sich nach diesem informativen Spaziergang dank Gerd Meissner bildlich vorstellen.